Inhalt:

Isabella Swan gewinnt eine einwöchige Reise, die sie mit ihrer besten Freundin antritt. Turbulenzen jeglicher Art sind vorprogrammiert.

© by Lilli6 (Die Charaktere gehören Stephenie Meyer)

Dienstag, 30. November 2010

Info

Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank all denjenigen, die für mich gestimmt haben und mich somit auf den zweiten Platz katapultierten, wie auch an alle, die überhaupt bei diesem Wettbewerb mitgemacht haben.
Nur die Kombination von Mausi, die den Wettbewerb ins Leben rief,  den Autoren und den Lesern, machte dieses erst möglich.

Ich beglückwünsche meine Mitstreiterinnen Vivian (zum ersten Platz !), DaRealSweetHeart  und Chantilla. Lest die One Shots, sie sind alle wunderbar geschrieben.

Dies ist mein Oneshot zum Wettbewerb "Summer Holiday", wo ich das Thema Pleiten, Pech und das im Urlaub wählte.

Disclaimer: Alle Personen gehören Stephanie Meyer, einige Szenen entstammen dem Titanicfilm
Thema: Pleiten, Pech und das im Urlaub

Kapitel 1 - Der Gewinn

Es regnete in Strömen und völlig durchnässt huschte ich zu meiner Haustüre. Natürlich zerriss mir in letzter Minute, vor der trockenen Zone, die Plastiktüte, die Lebensmittel wie auch meine Post fielen auf die nasse Strasse. Prima!
Hastig sammelte ich alles ein, was noch einigermaßen brauchbar, nicht zerquetscht oder beschmutzt war. Wohin damit?
Alles in den Regenmantel, beschloss ich. Meine mittlerweile völlig durchnässten Schuhe verursachten schmatzartige Geräusche, als ich zum Haus hastete und mich in den trockenen Hausflur rettete. Angewidert von den Tropfen, die mir in den Nacken liefen, wartete ich zitternd vor dem Aufzug, der sich endlich öffnete.
Glücklich hastete ich zur Türe, öffnete sie, entledigte mich aller Lebensmittel und Briefe, warf die durchnässte Kleidung in die Ecke und sank Minuten später in ein wunderbar duftendes Schaumbad. Zusehends entspannte ich mich nach diesem anstrengenden Arbeitstag, denn ich war als Streetworkerin sehr viel unterwegs.
Völlig aufgewärmt stieg ich aus der Wanne, zog rasch meine gemütliche Joggingkleidung an, trank einen Tee und verzehrte genüsslich ein Sandwich.
Erst jetzt fiel mir meine verschlossene Post ein, die noch zwischen den Lebensmitteln lag.
Ich schob die Lebensmittel beiseite und nahm die aufgeweichten Briefe an mich. Die mussten erst einmal auf die Heizung, wo ich sie nebeneinander platzierte.
Ein blauer Briefumschlag stach mir ins Auge, denn der Absender war mir mehr als bekannt.
GEO schrieb mir. Nanu? Vorsichtig öffnete ich den nassen Umschlag und zog den Brief heraus. Das durfte nicht wahr sein! Was stand dort?

Sehr geehrte Miss Swan!
Hiermit gratulieren wir Ihnen zu Ihrem Gewinn.
Sie wurden als Hauptgewinnerin ermittelt  und reisen auf einem Kreuzfahrtschiff, mit einer Person ihrer Wahl, für eine Woche auf den Spuren der Titanic.
Als Anreisetermin schlagen wir Ihnen den 30.7.2010 vor. Sollten es Ihnen nicht möglich sein, diesen Termin wahrzunehmen, rufen Sie uns unter umseitig angegebener Rufnummer an.
Ansonsten bitten wir Sie, sich mit unserem Team in Verbindung zu setzen, damit alle Formalitäten rasch erledigt werden können.
Mit freundlichen Grüßen
Das Geoteam

Ich las den Brief immer wieder, bis ich es verinnerlicht hatte und mit einem Jubelschrei durch mein Wohnzimmer hüpfte.
Rasch rief ich Alice, meine beste Freundin, an und teilte ihr die Neuigkeit mit. Dieses Telefonat war wohl einmalig in der Geschichte, da zwei begeisterte Frauen in den Hörer jubelten, denn sie würde mich auf dieser Reise begleiten.

Wir fieberten dem Beginn der Reise entgegen, als wir im Flugzeug saßen und Richtung Southhampton flogen.
Und nun standen wir voller Erwartung am Hafen, um in das Kreuzfahrtschiff einzuchecken.
Unwahrscheinlich viele Menschen standen am Kai und warteten ungeduldig wie wir, dass es weiterging.
Alice und ich bestaunten das riesige, wunderschöne Schiff vor uns. „Aidadiva“, murmelte ich leise vor mich her. Irgendwie passte dieser Name zu diesem Schiff, denn es wirkte elegant und einladend.
Alice stupste mich an. „Komm, Bella, träum nicht, wir sind dran“, rief sie aufgeregt und lief mit ihrem überdimensionalen Koffer weiter zum Schiffspersonal. Rasch griff ich nach meinem Koffer und wollte ihr folgen. Da klickte es plötzlich und das Kofferschloss sprang unerwartet auf. Entsetzt blickte ich auf meine Wäsche, die sich mehr oder weniger auf der Straße türmte. Ich fluchte leise, warum passierte das ausgerechnet jetzt?
Ungeduldig räusperte sich eine ältere Dame hinter mir, die mich mehr oder weniger an einen Habicht mit Glupschaugen erinnerte. „Würden Sie bitte ihre Kleidung aufsammeln und uns durchlassen?“
„Ja,....ja......natürlich!“ Verlegen packte ich unter den amüsierten Augen einiger Wartender alles wieder ein. Plötzlich wurde mir meine Unterwäsche entgegengehalten. „Ich glaube, dass gehört Ihnen!“
„Danke“, rief ich erleichtert  und schaute hoch in ein markantes Gesicht mit dem wohl schönsten Lächeln, das ich jemals erblickt hatte. Ich griff nach der Kleidung, die er aber weiterhin festhielt, und musterte weiterhin überrascht dieses interessante Gesicht, welches mich amüsiert anschaute. Faszinierend hellbraune Augen, in denen der Schalk aufblitzte, strahlten mich an. Zutiefst errötete ich, als ich mir bewusst wurde, was er da öffentlich in seinen Händen hielt.
„Sie sollten diese wunderschönen Dessous schnell einpacken“, lachte er und ich entriss ihm fast schon meine Wäsche, so peinlich war mir das Ganze. Hastig versuchte ich, den Koffer zu verschließen, doch dieses dumme Schloss entwickelte ein Eigenleben und sprang immer wieder auf.
Zwei Hände legten sich auf meine und brachten ihre nervöse Tätigkeit zum Erliegen. „Darf ich Ihnen behilflich sein?“
Diese melodiöse Stimme war einschmeichelnd und löste ein angenehmes Gefühl in mir aus. „Bitte, das wäre sehr hilfreich“, bat ich und überließ ihm das Feld, wo er innerhalb weniger Sekunden das Schloss einschnappen ließ. Dieses Ding war eindeutig auf kräftige, schöne Männerhände eingestellt! Blödes Teil!
„Danke, das ist sehr nett von Ihnen.“ Irgendwie schüchterte er mich ein.
„Immer wieder gerne“, lachte er mich an und hastig lief ich zu Alice, die gar nichts bemerkt hatte. Gott sei Dank, denn sie hätte mich nur wieder mit meiner Fehlbarkeit aufgezogen.
Endlich hatte ich meinen Koffer abgegeben und wir betraten das Schiff. Es war gigantisch. Wie sollte ich mich hier jemals zurecht finden, ohne mich zu verlaufen?
Meine Freundin zog mich an einer Hand hinter sich her und suchte zielstrebig nach unserer Kabine. „ 692....694....ah...696....Bella, wir sind daa.“
Sie schloss auf und wir betraten eine wunderschöne Kabine. “Cool“, flüsterte Alice nur, die alles genauso bestaunte wie ich. Alice sprach mit näselnder Stimme: „ Meine sehr verehrte Gewinnerin! Darf ich Ihnen ihre Suite Deluxe  vorstellen, die Ihnen eine Woche zur Verfügung stehen wird? Betrachten Sie die wunderschön bequem aussehenden Betten mit ihren beigen Bezügen, passend zu den schokofarbenen Möbeln. Sollten Ihnen langweilig werden, dürfen Sie gerne in diese TV -  Hightechröhre schauen, aber ich befürchte, dazu wird Ihnen ihre Freundin keine Zeit lassen. Viel interessanter ist doch wohl eher die kleine Hausbar, die Sie gewiss gleich plündern werden.“
Mit einem Juchzen ließen wir uns auf die Betten fallen.
„Das ist ein Traum, Bella, und wir werden die beste Urlaubswoche unseres Lebens haben“, rief Alice begeistert.
„Ja, Alice, das werden wir“, antwortete ich genauso enthusiastisch und lief zum Balkon, der einen tollen Meeresausblick bot. Es klopfte und unsere Koffer wurden gebracht. Ein junger, blonder Bediensteter blickte uns beide an, nachdem die Tür wieder verschlossen wurde. „Miss Swan?“, fragte er Alice und die wies kopfschüttelnd zu mir.
„Bitte entschuldigen Sie, Miss...Brandon. Miss Swan, ich bin Mr. Gallahan. Ich heiße Sie und Miss Brandon herzlich willkommen auf der Aidadiva. Ich hoffe, Sie werden den Aufenthalt genießen. Sollten Sie  Fragen haben, scheuen Sie sich nicht, mich jederzeit anzusprechen. Das Dinner beginnt heute um 19.30 Uhr. Sie werden mit dem Kapitän und einigen anderen Gästen dinieren. Nun, ich lasse Sie jetzt allein. Miss Swan, Miss Brandon, einen schönen Tag noch.”
Wir sahen uns beide an und kicherten ausgelassen. Zunächst liefen wir nach dem Auspacken, mit einem Lageplan bewaffnet, zum nächsten Sonnendeck. Alles war äußerst luxuriös. Ich bestaunte einen Whirlpool und erfuhr von meiner zitierenden Freundin, wann die nächste Poolparty stattfinden würde. Alles war in wunderschönem honigfarbenem Holz ausstaffiert, und stand im Kontrast zu den  Bereichen, die in Edelmetalloptik ausgestattet waren. Immens viele Liegestühle standen zusammengeklappt beisammen und warteten auf ihre zukünftigen Benutzer.
Wir bestellten uns einen Latte Macciato und setzten uns in einen der tollen Stühle, die Sonne schien angenehm warm heute und ich streckte ihr wohlig seufzend mein Gesicht entgegen. „Hey, creme dich ein, Bella, du siehst gleich wieder aus wie ein Krebs“, ermahnte mich Alice.
„Vielen Dank, Alice“, warf ich bissig ein, „aber ich hoffe doch, einmal braun zu werden.“
„Vergiss es, eher essen Krokodile mit Messern und Gabeln“, erwiderte sie kichernd. Wie Recht sie doch hatte! Aber hoffen konnte man doch! Alice studierte interessiert ein kleines Buch, was sie in der Kabine gefunden hatte. Sämtliche Angebote an Aktivitäten wurden hier genauestens beschrieben.
„Bella, hier gibt es einen Friseur, Solarien, Massageräume und Saunen.“
„Vergiss es, niemals betrete ich eine Sauna, nur im toten Zustand“, protestierte ich.
„Du bist prüde, Bellalein!“, stellte Alice fest, was mich noch wütender machte.
„Ich bin nicht prüde, aber ich werde mich doch nicht irgendwelchen x-beliebigen Idioten nackt zur Schau stellen!“
Sie verdrehte seufzend die Augen und schwieg, denn sie kannte meine Sturheit.
„ Wie wäre es dann mit Golf, Tauchen oder Tennis?“
„Sport ist Mord“, murrte ich nur.
„Okay, aber dem Shoppen entkommst du nicht und ferner gibt es hier ein Casino, Bars und jede Menge Unterhaltung. Die Abende sind gerettet“, jubelte sie und ich grinste über ihren Enthusiasmus.


Viel zu schnell kam der Abend und wir bereiteten uns auf das Dinner vor.
Alice hatte mich davon überzeugt, noch ein langes Kleid zu kaufen, was eigentlich viel zu teuer war, aber nachdem wir den Speisesaal betreten hatten und der Kapitän uns nach der Begrüßung zu seinem Tisch führte, war ich mehr als dankbar.
Der Raum war mondän eingerichtet, die dunklen Hölzer rochen nach frischem Wachs, alles war glänzend poliert.
Die anderen Gäste trafen ein und der Kapitän erhob sich, um sie zu begrüßen und uns vorzustellen. „Dies sind Miss Swan und Miss Brandon. Mrs. und Miss Hale, Mr. Whitlock und Mr. Cullen.” Die beiden Damen begrüßten uns zurückhaltend, während die Männer uns angrinsten. „Miss Swan, welche angenehme Überraschung!“
Ich errötete vollends und die angenehme Überraschung, den jungen Mann von heute morgen wiederzusehen, war dahin. Alice dagegen schien völlig hingerissen von Mr. Whitlock zu sein, denn sie strahlte über das ganze Gesicht.
Ich betrachtete interessiert die Menükarte, denn der Kapitän klärte uns auf, dass wir diese Woche, unter anderem das letzte Dinner der Gäste auf der Titanic erhalten würden. Ich schluckte, denn es erinnerte mich an das katastrophale Ende des Giganten.
Mittlerweile wurde uns eine Fischsuppe serviert, die mir sehr gut mundete. Dann gab es Austern, was mich vollkommen entsetzte. IEEEHHHH! Wie konnte man nur Austern essen?!
Während alle in Gespräche verwickelt waren, suchte ich verzweifelt nach einer Möglichkeit, mich der zwei Exemplare, die auf meinem Teller lagen, zu entledigen. Niemand beachtete mich und heimlich packte ich die beiden in eine Serviette. Und nun? Keine Pflanze stand in der Nähe, aber mein Sitznachbar trug ein sündhaft teures Sakko. Nun ja, es würde schon nicht so schlimm werden, dachte ich und entledigte mich meiner Austern, indem ich sie unauffällig in seine Tasche gleiten ließ. Geschafft!
Entspannt lauschte ich jetzt meinem Nachbarn, dessen schöne Stimme eine Gänsehaut bei mir auslöste. Verstohlen musterte ich ihn. Er war unglaublich schön, hübsch würde ihm nicht gerecht werden. Seine schlanke, hochgewachsene Gestalt wirkte beeindruckend, die bronzefarbenen Haare standen in einem wilden Durcheinander von seinem Kopf ab und faszinierten mich. Er unterhielt sich mit Mrs. Hale, die mich wie ein giftiges Insekt musterte. Der Grund dafür war mir unbekannt, aber es gefiel mir nicht.
Aus heiterem Himmel sprach sie mich an. „Nun, Miss...Swan, wir wissen ja noch gar nichts von Ihnen. Woher kommen Sie?“
Alles schaute mich an. Völlig überrumpelt antwortete ich: „Ich stamme aus London.“
Doch sie gab sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden.„Ah ja, und welcher Tätigkeit gehen Sie nach?“
„Ich arbeite als Streetworkerin.“
Schockiert sah sie mich an. „Streetworkerin! Wie entsetzlich, sich mit all dem Pöbel auf der Straße abgeben zu müssen.“
Wütend schaute ich in ihr angeekeltes Gesicht. „Dieser Pöbel braucht Hilfe, um ein vernünftiges Leben führen zu können. Sie sind sich selbst überlassen, dieses Leben haben sie sich gewiss nicht ausgesucht.“
Sie ignorierte geflissentlich meine Antwort, während ihre wunderschöne Tochter peinlich berührt aufschaute. „Und wie ist es Ihnen möglich, eine solch teure Reise zu finanzieren? Eine Erbschaft oder ein reicher Gönner, der Ihnen dies zuteil werden lässt? Denn diese Reise dürfte ihr Gehalt sicherlich übersteigen!“ Sie wollte mich vor Mr. Cullen, mit dem ich noch kein Wort gewechselt hatte, bloßstellen, das war deutlich zu erkennen.
Bevor ich antworten konnte, half mir der Kapitän, indem er von meinem Gewinn erzählte. Doch dies ließ mich wohl in ihrem Ansehen noch mehr sinken, jedenfalls wies ihre Miene deutliches Missfallen auf.
„Möchten Sie auch etwas an die frische Abendluft?“, rettete mich Mr. Cullen aus dieser peinlichen Situation. Alice schien völlig in ein Gespräch mit Mr. Whitlock vertieft zu sein und so entschloss ich mich, sein Angebot anzunehmen. Wir spazierten hinaus, wo uns eine frische Brise empfing, die mich frösteln ließ.
Er bemerkte es und bot mir seine Jacke an, die ich unmöglich annehmen konnte, da meine Austern doch darin verschwunden waren. „Diese frische Brise ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber ich muss mich eh abhärten.“
Er schmunzelte über meine Antwort und hob eine Augenbraue leicht in die Höhe. Was für eine gute Lügnerin du doch bist, Bella!
Er wollte viel über mich und meinen Beruf wissen, was ich ihm bereitwillig beantwortete. Irgendwann lotste er mich in eine warme Bar, wo wir einen Cocktail zu uns nahmen, uns aufwärmten und viel erzählten. Er war mir mehr als sympathisch und kleine, verräterische Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch, als ich ihn betrachtete.
Doch ich ließ mir nichts anmerken, solch ein Mann wie er war nicht für mich bestimmt. Also genoss ich diesen harmonischen Abend mit ihm. Irgendwann brachte er mich zu meiner Kabine und verabschiedete sich mit einem zarten Wangenkuss.
“Ich fand den Abend sehr schön mit dir“, flüsterte er mir leise zu. Seine Nähe verwirrte mich und ich atmete schneller.
„Ja, das kann ich nur zurückgeben, Edward.“
„Schlaf gut, Bella. Morgen sehen wir uns wieder.“
Ich sah seiner davoneilenden Gestalt nach, bis er gänzlich verschwunden war.
Müde begab ich mich in mein Bett, wo ich von ihm träumte. Tief in der Nacht spürte ich das Einsinken der anderen Matratze, als Alice seufzend ins Bett krabbelte.
Der nächste Morgen kam viel zu schnell und Alice beschloss einen Beautytag für uns einzulegen. Müde saß ich beim Friseur und ließ mich frisieren. Die anschließende Massage dagegen war einfach nur grandios und erfrischt verließ ich den Raum, um zum Sonnendeck zu marschieren.
Voller Entsetzen entdeckte ich einen kleinen Jungen, der gerade luftschnappend auftauchte, um dann gurgelnd wieder unterzugehen. Wieso bemerkte das hier niemand?
Er sank immer tiefer und kurzentschlossen sprang ich völlig bekleidet in den Pool und fischte ihn heraus. Keuchend zog ich ihn zum Poolrand, wo ich ihn absetzte. Ein Mann kam lachend auf mich zu. „Danke, das war aber nicht nötig.“
„Wie?“, fragte ich empört, als ich mich triefendnass aus dem Pool gehangelt hatte.
„Er schwimmt seit gestern unter Wasser“, erklärte mir der Vater. Um den Worten seines Vaters Gewicht zu verschaffen, sprang der Knirps wieder hinein und tauchte im Pool umher.
Das durfte doch alles nicht wahr sein!
Meine wunderschöne Frisur war im Eimer und zu allem Übel stand Edward tatsächlich in Begleitung der Hales an der anderen Seite des Pools und  kicherte. Wütend rauschte ich von dannen, um mich umzuziehen.
Was bildete Edward sich ein, mich einfach auszulachen? Zum Pool wollte ich jetzt nicht mehr, stattdessen schlenderte ich zur Vernissage, in der etliche Gemälde der Titanic ausgestellt wurden. Fasziniert betrachtete ich die Exponate und bestaunte die explizite Arbeit der Künstler. Im Hintergrund lief ein Klavierstück aus der Filmmelodie, was mich sehr rührte.
http://www.youtube.com/watch?v=OSZCFFpix2g&feature=related Titanic- Rose's theme

Meine Augen wurden bei der Vorstellung dieser einzigartigen Liebe feucht. Schon x-mal hatte ich diesen Film gesehen, doch nie wurde er mir langweilig, im Gegenteil, er war für mich der Ausdruck einer unauslöschlichen Liebe und gleichzeitig die Überschätzung menschlicher Fähigkeiten und übertriebenem Ehrgeiz.
Ganz in meinen Gedanken versunken, starrte ich ein Bild an, auf dem die Rettungsboote vom sinkenden Riesen wegtrieben. Man hätte soviel mehr tun können, aber es war unabänderlich.
„Hier hast du dich versteckt.“
Überrascht sah ich Edward an, der geradewegs auf mich zukam. „Wie? Keine Lust mehr mit den Hales am Pool zu sitzen?“, fragte ich zynisch.
Er funkelte mich verschmitzt an. „Eifersüchtig?“
„Kein bisschen“, blockte ich ab und wandte mich dem nächsten Exponat zu.

„Schade, ich hätte mich sehr darüber gefreut“, murmelte er und stellte sich hinter mich, um mir über die Schulter zu schauen. Diese wenigen Worte beunruhigten mich mehr, als ich zugeben wollte, denn ich mochte ihn sehr. „Sag mal, du weißt nicht zufällig, wie zwei zermatschte Austern in meine Sakkotasche geraten sein könnten?“

Alarmiert riss ich den Kopf herum, er wusste es, ach du meine Güte. „Ähm, Austern in deiner Sakkotasche?“
Er nickte bestätigend und ich errötete vollkommen.
„Das ist seltsam, hm?“
Er wusste genau, wer die Übeltäterin war.
„Weshalb hast du sie dort verschwinden lassen?“
„Uhm...weil keine andere Entsorgungsmöglichkeit da war?“, nuschelte ich leise, was ihn laut auflachen ließ.
„Bella, Bella, du bist so herzerfrischend.“
Wir sahen gemeinsam die restlichen Bilder an, und Edward betrachtete sie etwas melancholisch. Plötzlich entdeckte ich die Initialen EC seitlich unten auf dem Bild.
„EC“, murmelte ich leise, „ wofür diese Kürzel wohl stehen mögen?“
„Sie stehen für einen gewissen Edward Cullen, er war mein Urgroßvater und damals einer der Überlebenden. Er wurde damals engagiert, die Jungfernfahrt der Titanic zu dokumentieren und zeichnete alles, was er interessant und wichtig fand.“
Ehrfürchtig betrachtete ich das Gemälde, auf dem einige Rettungsboote zu sehen waren, deren Insassen entsetzt dem sinkenden Schiff zuschauten.
„Es ist wundervoll gezeichnet.“
„Ja, das ist es.“
„Wurdest du deshalb Fotograf?“, schlussfolgerte ich.
Lächelnd nickte er. „Ja, es ist eines meiner Leidenschaften. Also habe ich es zu meinem Beruf gemacht.“
„Mit Erfolg, wie man sieht!“
Bescheiden grimelte er mich an und entführte mich auf weitere Entdeckungsreisen.

Diesem wunderbaren Nachmittag folgte ein angenehmes Abendessen, dachte ich zumindest. Diesmal saß mir Edward gegenüber und unterhielt sich mit Miss Hale, was mir irgendwie gar nicht behagte. Warum war ich bloß so dagegen?
Während ich meine neuen Gefühle analysierte, stach ich in das kleine Filet und prompt flutschte es von meinem Teller......
.....auf Edwards weißem Hemd.
Entsetzt starrte ich abwechselnd den braunen Soßenfleck, der sich deutlich auf dem weißen Hemd abhob, und Edward an und stammelte eine leise Entschuldigung. Grinsend verdrehte er die Augen und verließ abrupt den Speisesaal, um sich umzuziehen. „Dummes Ding, warum essen Sie nicht bei Ihresgleichen!“, zischte Mrs. Hale so laut, dass alles erstarrte.
„Mama, ich bitte dich“, flüsterte Miss Hale leise.
„Was denn? Sie ist ein Trampel, der seinesgleichen sucht. Entsetzlich genug, dass man sich mit so etwas abgeben muss“, schimpfte sie weiter.
Das reichte, ich verließ wütend den Raum und spazierte über die verschiedenen Decks, um mich zu beruhigen.
Ich lehnte mich über die Reling und betrachtete die weiße, zischende Gischt, die selbst im Dunkeln unheimlich wirkte. „So nachdenklich?“
Edward lehnte sich mit dem Rücken an die Reling. „Es tut mir leid, Edward, ich weiß selbst nicht, wieso mir immer so etwas passiert“, flüsterte ich reuevoll.
„Du bist ein kleiner Pechvogel, was? Zur Entschädigung musst du mit mir tanzen gehen!“
„Tanzen? Ähh, ich kann aber nicht gut tanzen.“
„Es gibt kein Entrinnen“, grinste er und zog mich kurzentschlossen hinter sich her.
Wir gelangten in eine der Tanzbars, wo mir Alice in Jaspers Armen liegend entgegengrinste. Hatte ich etwas verpasst?
Edward zog mich zur Tanzfläche. Ein sanfter Blues lief und ich schmiegte mich in seine Arme. Alles an ihm wirkte einladend auf mich und ich gab meinem Verlangen nach, mich ihm noch mehr zu nähern.
Seine Hände streichelten leicht meine Seiten, eine glitt zu meinem Rücken und hielt mich sanft fest, die andere ergriff meine Hand und rieb sie liebevoll. „Du tanzt gar nicht so schlecht, schöne Bella“, flüsterte er mir leise zu und ich blickte zu ihm auf.
Seine Augen waren von diesen unglaublich langen Wimpern umrahmt und schauten verlangend auf mich herab. Unsichtbare Fäden zogen mich unweigerlich näher zu diesen vollen Lippen, die förmlich zum Küssen einluden. Ohne darüber nachzudenken, verschränkte ich meine Hände in seinen Nacken. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund, als er seinen Kopf langsam zu mir hinabsenkte. Unsere Lippen schmiegten sich perfekt aneinander bei diesem sanften Kuss, der leider viel zu schnell endete.
Bedauerlicherweise verging dieser Abend wie im Flug. Ganz einem Gentleman entsprechend  begleitete Edward mich zu meiner Kabine, wo er sich mit einem letzten Kuss von mir verabschiedete. Glücklich schlief ich ein und am nächsten Morgen erwachte ich alleine in der Suite. Alice war wohl bei Jasper geblieben, die Glückliche. Ob Edward wohl auch eine Nacht mit mir verbringen wollte? Es wäre schön, zu schön.
Voller Elan blickte ich dem jungen Tag entgegen und ging gutgelaunt zum Frühstücksbuffet, wo mich Edward und zwei Frischverliebte fröhlich begrüßten.
Verstohlen beobachtete ich ihn während des Frühstücks, wie er sich beschwingt mit  Alice und Jasper unterhielt und mir immer wieder liebevolle Blicke zuwarf. Währenddessen verlangsamte das Schiff seine Fahrt und man bat uns alle an Deck zu kommen.
Der Kapitän ließ das Schiff ankern und erhob seine Stimme, als alle Passagiere oben versammelt waren.


„Meine Damen und Herren,



Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die Titanic am 14. April 1912 gegen 23:40 Uhr mit einem Eisberg und sank zwei Stunden und 40 Minuten nach dem Zusammenstoß, hier im Nordatlantik. Trotz ausreichender Zeit zur Evakuierung starben mangels Rettungsbooten  knapp 1517 der über 2200 an Bord befindlichen Personen. Wir wollen eine Gedenkminute des Schweigens den Opfern widmen.“
Ehrfürchtig blickte ich auf den rauen Ozean und für einige Sekunde hörte ich die verzweifelten Schreie der Menschen, die damals verstarben und das Meer ein Schauplatz unvorstellbaren Grauens wurde. Edward nahm mich in die Arme und ich schmiegte mich fest an ihn, wohlwissend, wie kurz eine Sekunde des Glücks in Anbetracht dieser Katastrophe sein konnte, denn auch diese Menschen ahnten einst nichts von ihrem Schicksal, dass sie doch am gleichen Tag unweigerlich ereilen sollte.

Nur schwer fand ich in die Gegenwart zurück.

Edward und Jasper wollten heute zum Golfen, oh nein, das war nichts für mich, jedoch wurde ich überstimmt und mitgezerrt.
Erstaunt beobachtete ich die Geschicklichkeit der anderen, wie sie regelrecht mit den Bällen jonglierten. Edward stellte sich hinter mich, umfasste mit beiden Händen den Schläger sowie meine Hände und geschickt landete der Ball im Loch und mein Herz in meine Hose vor lauter Schmetterlingen.
„Versuch es jetzt einmal bitte allein“, forderten sie mich auf. Scherzkekse!
Mutig befolgte ich Edwards Ratschläge und schlug heftig gegen den Ball. Doch, oh Wunder, er flog, jedoch nicht in das Loch, sondern einem anderen Spieler gegen den Rücken, sodass dieser laut aufschrie und empört auf mich zukam.
Er schimpfte wie ein Rohrspatz über meine Ungeschicklichkeit. Edwards Beschwichtigungen setzte er zwar nichts entgegen, doch ich wollte sofort weg hier. Ich bat Edward weiter zu spielen und verließ schnellsten den Platz.
Entnervt lief ich zu einem der Pools, um mich zu sonnen, dort, wo ich keinen Schaden anrichten konnte.
Doch bevor ich nur an Erholung denken konnte, stand mir Mrs. Hale mit ihren Bekannten im Weg und verweigerte mir den Durchgang zum Pool. „Dürfte ich bitte vorbei?“, schnauzte ich sie an.
„Hier ist kein Platz für Schmarotzer.“
„Schmarotzer?“, echote ich zornig.
Herablassend musterte sie mich. „Lassen Sie ihre dreckigen Finger von Edward Cullen. Sie spielen nicht in seiner Liga, Schätzchen.“ Gespannt verfolgten Mrs. Hales Begleiterinnen das scheinbare Schauspiel, doch wenn sie dachten, ich würde mich beleidigen lassen, waren sie schwer im Irrtum.
Wütend kniff ich meine Augen zusammen.
„Ich will ihn ja nicht heiraten, sondern nur vögeln! Und jetzt lassen Sie mich durch!“
„Du möchtest also Sex mit mir?“, antwortete eine mir sehr bekannte Stimme. Mrs. Hale grinste widerlich und ich wurde knallrot, als ich mich zu einem amüsierten Edward umdrehte.
Konnte es denn noch schlimmer kommen?
SCHLIMMER GEHT IMMER!
Ohne ihm zu antworten, stürzte ich hastig  an ihm vorbei, immer weiter bis zum Bug des Schiffes, wo ich mich für den Rest der Reise verstecken wollte.
Wütend begann ich zu schluchzen, als ich über diese Blamage nachdachte. Was dachte er denn jetzt von mir?
Erst jetzt fiel mir der Platz auf, an dem ich stand. Im Film „Titanic“ war es eine meiner Lieblingsszenen. Rose und Jack standen genau hier, breiteten ihre Arme aus,  hielten sich aneinander geschmiegt fest und genossen gemeinsam ein kleines Stück Freiheit, als sie auf das offene Meer und den unendlich weiten Horizont blickten. So vieles verband sie in diesem kurzen Augenblick miteinander, der mit einem zärtlichen Kuss endete.
Ich legte den Kopf auf die Reling und träumte. Frei zu sein wie der Wind! Wie gerne würde ich dieses Gefühl einmal erleben.
Entschlossen, meinen Idolen nachzueifern, erklomm ich die einzelnen Gitter und hielt mich leicht zittrig an ihnen fest. Der Wind zerrte an meinen Haaren, schlug sie mir ins Gesicht, sodass ich kaum etwas sehen konnte. Krampfhaft hielt ich mich an der Reling fest und versuchte mich vorsichtig aufzurichten. Doch es war schwieriger als ich gedacht hatte, mein Gleichgewicht zu halten. Verdächtig schaukelte ich hin und her, aber ich wollte mich nicht festhalten. Den Oberkörper immer mehr nach vorne bewegend, bemühte ich mich, einen Ausgleich zu finden, um gerade stehen zu können. Dabei beugte ich mich immer weiter vor und verlor fast mein Gleichgewicht, während ich panisch mit meinen Armen hin- und herruderte. Etwas zerrte an mir und zwei starke Arme zogen mich zurück.

„Kann ich dich wirklich keine zwei Minuten aus den Augen lassen, ohne dass du eine Katastrophe auslöst?“, fluchte Edward wütend. Wo kam er plötzlich her? In seiner Gegenwart geschahen mir die dümmsten Ungeschicklichkeiten. Er musste mich für völlig unfähig halten, mein Leben alleine meistern zu können.
Ich wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich fest und schüttelte mich leicht „Herrgott, was hätte dir alles passieren könne, Bella!“, schimpfte er weiter.
„Tu das nie mehr, bitte.“ Er lehnte die Stirn an meine und schloss die Augen, während er hektischer atmete als ich.
„Versprochen“, flüsterte ich, als er mich zur Kabine zurück begleitete. Immer noch zitternd verkroch ich mich auf den Balkon und beschloss, diesen für den Rest der Reise nicht mehr zu verlassen. Was für ein toller Urlaub!, dachte ich sarkastisch. Eine Katastrophe nach der anderen, ich war verliebt in einen reichen Mann, der mich nach dieser Woche schneller vergessen würde als ich Ahh sagen könnte und meine Freundin war nicht anwesend.

Ich beschloss, für den Rest des Abends hier zu bleiben und schaltete den Fernseher ein. Doch Edward war da anderer Meinung. Entschlossen klopfte er solange an die Tür, bis ich öffnete. Entgeistert starrte er erst auf den Fernseher, dann auf mich. Mit einer Hand wies er auf den Fernseher. „Was wird das?“
„Das siehst du doch, ich sehe fern“, antwortete ich trotzig.
Er schaltete ihn trotz meines Protestes  aus, wühlte in meinem Schrank und warf mir einen Rock  mit einer Bluse hin. „Du willst mich doch nicht Mrs. Hale überlassen, oder?“
Natürlich wollte ich das nicht. „Du könntest ja bei mir bleiben“, schlug ich hoffnungsvoll vor. „Darüber sollten wir später nachdenken, Bella, und jetzt zieh dich bitte an.“
Glücklich über diesen kleinen Erfolg zog ich mich an, während Edward auf meinem Bett lag und fernsah. Zufrieden nahm er mich in den Arm und gemeinsam betraten wir den Saal, wo Mrs. Hales Lächeln augenblicklich zu Eis gefror und meines zum Leben erwachte.
„Vielleicht sollte ich ihr zur Abwechslung etwas auf ihr Kleid schütten“, kicherte ich.
„Dafür wird sie dich töten“, schmunzelte er, und wir nahmen nebeneinander Platz.
Diesmal riss ich mich zusammen und nichts ging schief, glücklicherweise lenkte Edward Mrs. Hale geschickt ab, sodass sich meine Unruhe immer mehr legte.
Nach diesem gelungenen Essen bot der Kapitän Jasper und Edward Zigarren an, die sie dankend ablehnten. Stattdessen bevorzugten sie einen Zigarillo, dessen Rauch sie genüsslich inhalierten. Er bemerkte meinen neugierigen Blick und bot mir einen Zug an, den ich neugierig machte, um anschließend in höchste Hustenanfälle zu verfallen.
Edward lachte leise, als ich mich nur langsam erholte. „War wohl doch nichts für dich.“
„Nein, nicht wirklich“, keuchte ich immer noch nach Atem ringend.
„Mr. Cullen, würden Sie uns die Ehre erweisen, mit uns zum Tanzen zu gehen?“, fragte Mrs. Hale plötzlich.
Edward sah sie abschätzend an. „Ich muss mich entschuldigen, aber Miss Swan schwebt eine andere Beschäftigung vor, deshalb werden wir uns jetzt verabschieden.“
Entsetzt keuchte ich auf, denn er spielte auf meinen Satz heute Mittag an. Galant bot er mir den Arm an. „Wollen wir gehen, Bella?“ Seine Stimme klang rau und seine Augen blickten mich so verlangend an, dass ich wortlos aufstand und an seiner Seite den Saal verließ.
Vor meiner Kabine blieb er stehen. „Ich würde sehr gerne die Nacht mit dir verbringen, meine Schöne.“
Und damit entschied sich, dass wir die restlichen Nächte gemeinsam verbrachten, in denen sich Leidenschaft, Zärtlichkeit und Ekstase ablösten. Er war der zärtlichste und wundervollste meiner Liebhaber. Es kam, wie es kommen musste, ich verliebte mich in Edward Cullen.  Ab dieser Nacht genoss ich jede freie Minute mit diesem fantastischen Mann, der mich mit unwahrscheinlich viel Esprit zum Lachen brachte.

Mrs. Hale biss sich vor Wut fast auf die Zunge, während ihre Tochter eine sehr sympathische junge Frau war, mit der ich mich immer besser verstand. Sie mochte Edward, aber sie war in jemand anderen verliebt. Leider wollte ihre Mutter nichts von dieser Verbindung wissen, da sie nicht standesgemäß sei, aber sie hegte die Hoffnung, eines Tages doch noch gewinnen zu können.
Eines Abends saßen wir im Kino und sahen den Film Titanic. Schluchzend schniefte ich auf, als der Titan sich der Kraft des Wassers beugte und in den eisigen Fluten versank, während die Menschen verzweifelt schreiend noch einige Minuten lang um ihr Leben kämpften, bis auch sie endlich verstummten. Traurig litt ich mit Rose, als sie die Hände ihres geliebten Jack von den Planken löste und ihm nachsah, wie er  im Wasser versank. Wir schwiegen eine Weile, als wir das Kino verließen. Edward führte mich zu seiner Kabine, wo er mich bat, einen Moment auf ihn zu warten. Minuten später kam er mit einer Schatulle wieder und bat mich, den Schmuck anzulegen. Entsetzt starrte ich auf dieses wunderschöne Saphircollier, aber er lächelte nur und meinte, es sei kurzfristig ausgeliehen. Schließlich überzeugte er mich davon, die Situation nachzustellen, in der Rose gezeichnet wurde. Etwas zögerlich gab ich nach, und Edward begann dieses wunderbare Bild von mir zu zeichnen.
Es war ein seltsames Gefühl, dieses Bild später in den Händen zu halten. Er war ein unglaublicher Künstler, doch mein Lob wiegelte er bescheiden ab, schließlich läge dieses Talent in der Familie. Trotzdem sah ich seinen Stolz in den Augen aufblitzen, als ich mich überschwänglich dafür bedankte.
Ich lag auf einer Sonneliege und genoss die warmen Strahlen mit meiner Freundin, die sich einmal von Jasper losreißen konnte.  Ich dachte an die letzten Tage, die wie im Fluge vergangen waren, was wohl hauptsächlich an Edward lag.
Wir liefen vor einigen Tagen noch Cherbourgh und Queenstown an, wo ich es tatsächlich geschafft hatte, mich dank meines fehlenden Orientierungssinnes zu verlaufen und die planmäßige Weiterfahrt zu verhindern. Keuchend kam ich am Landesteg an, wo mich alle vorwurfsvoll ansahen.
Alle, außer Edward, Alice, Jasper und der Kapitän, die nur verwegen grinsten.

Alice begrüßte mich mit zusammengekniffenen Augen, als ich das Schiff betrat. „Wo warst du plötzlich?“
Hilflos wedelte ich mit meinen Armen. „Sorry, Alice, aber du warst auf einmal verschwunden und ich habe dich in diesem bunten Treiben auf dem Markt nicht wiedergefunden.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das war wieder einmal typisch Bella.“
Was sollte ich antworten, wenn sie Recht hatte? Grinsend zuckte ich mit den Schultern und sah sie entschuldigend an, doch sie winkte nur lachend ab. „Vergiss es, ich kenn dich ja.“

Der Kapitän war ein älterer Herr mit einem typisch irischen Charme, der uns alle sehr zum Lachen brachte. Sein weißer, gestutzter Bart verlieh ihm eine gewisse Autorität, die durch sein Auftreten nur verstärkt wurde. Wir mochten uns und er amüsierte sich oft über meine kleinen Fehltritte.  

„Miss Swan, das Leben ist schwer genug, als dass Sie sich sorgen sollten wegen Ihrer kleinen Ungeschicklichkeiten. Sie sind herzerfrischend und ehrlich, das ist wichtiger. Und ein gewisser Herr scheint dies auch sehr an Ihnen zu mögen.“
Er zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Ihm war es also nicht entgangen, dass ich mit Edward zusammen war. Doch was würde nach dieser Reise passieren? Würde er mich als Sommerliebe betrachten und vergessen? Melancholisch dachte ich über das baldige Ende dieser Reise nach, doch Edward bat mich, es zu genießen und ich bemühte mich, die dunklen Gedanken der Trennung zu verdrängen.
Wir standen am letzten Tag unten in dieser sündhaft teuren Boutique, wo Edward mich mit all seinem Charme zum Kauf eines langen schwarzen Abendkleides überreden wollte, dessen Notwendigkeit ich aber nicht einsah. Rosalie kam ihm zu Hilfe. „Ich glaube, du würdest ihm eine unwahrscheinliche Freude machen, dieses wunderschöne Geschenk anzunehmen.“
Überrascht nickte ich nur, was Edward natürlich sofort ausnutzte, um mir die passenden Schuhe und Unterwäsche zu kaufen.
Das letzte Dinner war das, was auch die Gäste der Titanic zu sich genommen hatten. Irgendwie hinterließ dies bei mir einen schalen Beigeschmack, was zu meiner Melancholie in Anbetracht der endenden Reise passte.
Wir verbrachten den Abend damit zu tanzen und uns Zärtlichkeiten zuzuflüstern, bis mir auf dem Weg zur Bar der verfluchte Schuhabsatz abbrach. Entsetzt stöhnte ich auf, mein Knöchel wurde bei dieser Aktion in Mitleidenschaft gezogen. Doch Edward hob mich auf seine Arme und trug mich in seine Kabine, wo wir die letzte Nacht miteinander verbrachten.

Die Koffer waren gepackt und der Abschied fiel mir schwer. Es war die schönste Reise meines Lebens, wozu auch Edward einen großen Teil beigetragen hatte.
Wir küssten uns leidenschaftlich zum Abschied.
„Ich werde dich niemals vergessen, meine wunderschöne Bella“, flüsterte er traurig und auch ihm fiel es schwer, mich gehen zu lassen. Tapfer verabschiedete ich mich von ihm und zerrte schweren Herzens eine schluchzende Alice mit zum Zug, der uns zum Flughafen bringen würde.

Zwei Wochen später saß ich auf meiner Couch und stopfte mich mit Schokolade voll, sah mir heulend den Film Titanic an, hielt die Bilder von mir und Edward in der Hand und bemitleidete mich selbst. Mein Handy wurde mir gestohlen, wie konnte es auch anders sein. Und mit ihm Edwards Telefonnummer, den ich sowieso nicht angerufen hätte, da er mich sicherlich schon längst vergessen hatte, redete ich mir zumindest ein.
Das Telefon läutete penetrant und wieder einmal zeichnete der Anrufbeantworter Alice Anruf auf.
„Bella, warum meldest du dich nicht?“
„Bella, ich weiß genau, was du da treibst. Hör auf, dich mit Schokolade vollzustopfen und heb endlich den verdammten Hörer ab.“
„Du bist sturer als ein Maulesel, weißt du das?“
„Okay, mir reicht es jetzt, in zehn Minuten bin ich bei dir und wehe, du öffnest mir nicht!“
Es klingelte kurz darauf Sturm und eine wütende, kleine Amazone blitzte mich mit bösen Augen an. Sie betrachtete mich und stemmte die Arme in die Seite.
„Wusste ich es doch“, murmelte sie. Alice begann die Schokoladenreste einzusammeln, warf sie allesamt in den Mülleimer und missachtete jeden meiner Proteste. Schweigend betrachtete sie den Zeitungsausschnitt, der auf meinem Tisch lag.
Den neuesten Berichten zufolge, hat sich der berühmte Starfotograf Edward Cullen einvernehmlich von seiner langjährigen Freundin Tanya Denali getrennt.

„Sie ist wunderschön, nicht wahr?“ Mitleidig sah mich Alice an.
Traurige betrachtete ich das Bild, auf dem sie sich noch anlächelten. Sie passten so unglaublich gut zusammen.

Alice Aufmunterungen endeten in einer nicht endenden Heultirade, in der ich all meinem Liebeskummer freien Lauf lies.
Doch am nächsten Tag beschloss ich, ihn zu vergessen. So ging es nicht weiter! Entschlossen packte ich alle Erinnerungen in die Schreibtischschublade und widmete mich meiner Wohnung. Sie hatte eine gründliche Reinigung bitter nötig und ich schrubbte mir die Finger wund. Abends machte ich mich auf den Weg zur Arbeit, wohlwissend, dass heute viel auf dem Spiel stand, zumal es um die Neugestaltung eines Jugendzentrums ging.

Zur gleichen Zeit klingelte Alice Telefon. „ Hallo Alice, hier spricht Edward Cullen.“
Überrascht schluckte Alice, bevor sie antwortete. „Edward, das ist aber eine Überraschung.“
„Hallo, Alice, ich stehe hier am Londoner Flughafen, würdest du mir bitte Bellas Adresse geben? Seit Tagen versuche ich Bella zu erreichen, aber sie nimmt nie ab.“
Sie keuchte auf. „Wo...wo...stehst du?“
„Am Londoner Flughafen“, knurrte er schon fast, „und jetzt gib mir endlich die Anschrift von diesem sturen Weibsbild, das meint, sich nicht bei mir melden zu müssen!“

„Das wird dir nichts nützen, denn sie ist arbeiten.“
„Um diese Zeit? Hmm, bitte gib sie mir trotzdem. Wo finde ich Bella denn jetzt?“
„Gott, dafür wird sie mich umbringen.“
„Du hast die Wahl, Alice. Ich bin Jaspers bester Freund und ich könnte dir sagen, was für eine tolle Überraschung er für dich plant. Aber das mache ich nur, wenn du mir jetzt sofort hilfst“, erpresste Edward Alice.
 „Okay, okay, aber du hast es aber nicht von mir, hörst du?“

Kapitel 2 - Entscheidungen

Edwards Sicht:

Erleichtert schrieb ich mir Bellas Anschrift auf. „Danke, Alice, dafür hast du etwas gut bei mir.“

„Und ob ich das habe, nämlich Jaspers Überraschung. Also, was plant er?“

Ich stöhnte auf, Jasper würde mich umbringen. „Alice, er wird es dir sowieso bald sagen, weshalb....“

„Edward Cullen, du hast von mir Bellas Anschrift erpresst und mir dafür etwas versprochen. Also...“

„Moment, Moment! Ich habe lediglich erwähnt, dass Jasper eine Überraschung plant. Mehr weiß ich auch nicht, er tut sehr geheimnisvoll.“

Alice zischte ins Telefon, ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich sie mir mit wütenden Augen vorstellte.
„Du hast mich reingelegt, Edward!“
Ich gluckste. „Nur ein wenig, Alice.“
„Weißt Du es wirklich nicht, Edward? Nur ein kleiner Tipp, bitte, ich verrat´s auch nicht.“

Jetzt hatte sie sich auf das Jammern verlegt, darin war sie meisterhaft, das wusste ich noch von unserem Trip, wo sie Jasper immer damit herumkriegte. Aber irgendwie tat sie mir auch leid, schließlich hatte sie mir auch geholfen.


„Okay, du kleine Nervensäge“, stöhnte ich gespielt auf. Sie kreischte leise auf! „Alice, hör wenigstens zu. Jasper wird voraussichtlich ein Jahr nach London ziehen, weil er dort einen Job erhalten hat.“

Stille.

Ich wartete und es geschah....nichts.
„Alice?“, fragte ich vorsichtig nach. Ob sie ohnmächtig geworden war? Verdammt, wenn sie jetzt nicht sofort etwas sagen würde, muss ich den Notarzt verständigen.

„Alice?“, schrie ich jetzt lauter und dann ertönte ein wahnsinniges Geheul.

„Ahhhhh, wie geil ist das denn? Jasper zieht nach London, Jasper zieht nach London, Jasper zieht nach London.“ Ich hielt den Hörer weit weg vom Ohr, da sie freudig hineinträllerte und scheinbar auf irgendetwas herumtrampelte.

„Was machst du da, Alice?“, fragte ich vorsichtig.

„Ahhhhhhhhh, das ist so cool, so cool, so cool. Wie bitte? Ich liege auf meinem Bett und schlage mit den Füßen darauf, weil ich soooooo happy bin. Edward, das ist die beste Nachricht aller Zeiten. Ich muss ihn sofort anrufen.“

„Untersteh dich, Alice Brandon“, zischte ich. „Dann weiß er ja, dass ich geplaudert habe. Du wirst schön abwarten, bis er es dir selbst erzählt. Verstanden?“

„Jahaa, ich bin ja artig. Aber...aber...trotzdem danke ich dir, dass du es mir gesagt hast. Jetzt hab ich etwas, worauf ich mich ganz besonders freuen kann“, flötete sie versöhnlich in den Hörer.

Hoffentlich klappte es auch mit dem Job, es war nicht ganz so sicher, wie ich es erzählt hatte. Irgendwie bezweifelte ich jetzt, dass es eine gute Idee war, ihr dies zu verraten.

„Und was gedenkst du jetzt zu tun, Edward?“, fragte sie neugierig nach.
„Hmm, du bist ganz schön naseweis für deine Größe“, neckte ich sie, während ich just
dem Taxifahrer die Anschrift von Bellas momentanen Aufenthalt reichte.

„Wie bitte? ICH-BIN-NICHT-KLEIN!“, knurrte sie.

„Bist du doch“, lachte ich jetzt etwas lauter. „Aber ich will es dir nicht vorenthalten, denn ich werde deine Freundin jetzt überraschen. Arbeitet sie eigentlich dort? Wieso eigentlich so spät?“
Ich runzelte die Stirn, als ich darüber nachdachte.

„Oh, du willst sie überraschen. Bitte, darf ich mitkommen? Bitte, bitte, bitte....“, quengelte sie lautstark. Ich stöhnte auf.
„Okay, du kleine Nervensäge. Nenn mir deine Adresse, wir sind aber umgehend bei dir, das ist dir schon klar?“
„Und ob mir das klar ist. Ich gehe gleich runter und warte auf dich. Bye.“

Schon hatte sie aufgelegt und der Taxifahrer fuhr schweigend, aber mit genervtem Gesichtsausdruck, zur neuen Anschrift hin.

Ich grübelte über Bella nach. Weshalb hatte sie sich nicht bei mir gemeldet? Sie hatte doch meine Handynummer! Ich verstand es einfach nicht und war auch ziemlich verärgert darüber. Anfangs versuchte ich sie zu vergessen, aber als ich die Bilder in meinem Labor entwickelte, wurde mir ganz warm ums Herz.

Still stand ich in meinem dunklen Raum, der nur von einem Rotlicht erhellt wurde. Ich hatte einen ganzen Schwarzweißfilm verschossen und das Ergebnis lag gerade vor mir. Bella in allen Lebenslagen. Fluchend, errötend, was hier nicht so gut erkennbar war, nervös und verliebt.
Ja, ihre wunderschönen braunen Augen funkelten in die Kamera wie zwei leuchtende Sterne. Am liebsten mochte ich eine Portraitaufnahme von ihr, wo sie ihre Hände an die Seiten ihres zarten Gesichts gelegt hatte und mich mit einem sinnlichen Lächeln verzauberte.
Ich strich vorsichtig mit einem Finger über ihr Gesicht und wünschte mir, sie berühren zu dürfen. Sie fehlte mir unglaublich.
Und doch war alles so anders, seit ich wieder zuhause war.
Zwei Seelen in meiner Brust schlugen, die eine für Tanya, die andere für Bella.
Es war zum Verzweifeln.

Tanya blieb meine Veränderung nicht verborgen, denn ich wurde immer stiller. Irgendwann legte sie mir genau dieses Bild auf den Tisch und fragte geradeheraus, wer sie sei.
Zunächst wich ich ihr aus, wollte sie nicht verletzen, aber eine Lüge hätte doch alles nur noch verschlimmert und so erzählte ich ihr, was ich auf der Kreuzfahrt erlebt hatte.

Sie war starr vor Schmerz und ich erwartete ihren Wutausbruch, doch der blieb aus. Stattdessen kam nur eine einzige Frage: „Ist sie so wichtig für dich, dass sie unsere Beziehung gefährdet?“
Darauf konnte ich mir selbst keine Antwort geben. „Ich weiß es nicht“, antwortete ich deshalb so ehrlich wie möglich. Seitdem war nichts mehr wie früher. Wir führten unglaubliche Gespräche, in denen wir über gemeinsame, schöne und traurige Zeiten lachten und weinten.
Niemand von uns wusste, wie es weitergehen würde und so kämpften wir ein verlorenes Spiel.
Es ging uns nicht gut in dieser Zeit und jeder grübelte unentwegt über unsere Beziehung und die gemeinsame Zukunft nach.

Doch irgendwann stand sie vor mir und nahm meine Hand in die ihre, strich zärtlich über meine Wange, während eine Träne über ihre lief.
„Wir sollten unsere Beziehung beenden, Edward, denn ich bin nicht mehr die, der deine Liebe gehört.“
„Das stimmt nicht“, rief ich völlig geschockt und hielt ihre Hand krampfhaft fest.
Traurig schüttelte sie ihren schönen Kopf.„Ich weiß, dass Du mich noch liebst, irgendwie, aber diese junge Frau vom Schiff hat dein Herz mitgenommen.“

Darauf schwieg ich und senkte den Kopf. Was sollte ich auch sagen? Alles war durcheinander geraten seit der Kreuzfahrt und ich sehnte mich nach Bella, aber ein Teil von mir liebte auch Tanya. Es war so schwierig. Sie war mir eine treue und liebevolle Partnerin all die Jahre gewesen und es machte mich traurig, diese Ära zu Ende gehen zu lassen.

Sie fasste mein Schweigen als Bestätigung auf und seufzte auf. Meine Hand krampfte sich um ihre zusammen, als scheue sie das, was jetzt unweigerlich kommen musste, zuzulassen.

„Lass mich bitte gehen, Edward. Ich kann dir nicht sagen, ob wir Freunde bleiben, dafür liebe ich dich zu sehr. Aber wir sollten nicht im Hass auseinandergehen, denn dafür bist du mir zu wichtig. Auch wenn ich diesen Betrug mehr als schmerzhaft empfinde, möchte ich mich im Guten von dir trennen. Bitte Edward, gib mich frei. Vielleicht finde ich ja irgendwann jemanden, für den ich die „Eine“ bin.“

Meine Hände fielen schlaff an meine Seiten herunter, als der Abschied bevorstand. Ich war nicht im Geringsten darauf vorbereitet, meine langjährige Freundin freizugeben, aber es war das Mindeste, was ich tun konnte. Und trotzdem schmerzte es auf grausame Weise. Doch mit welchem Recht sollte ich sie zurückhalten? Schließlich hatte ich sie betrogen, kaum, dass ich mit Jasper alleine unterwegs war. Das schlechte Gewissen war riesengroß, als sie ihre Sachen abholte und sich von mir verabschiedete.

Ein letzter Kuss, eine liebevolle Hand, die sich in meine schmiegte und dann löste sie sich mit feuchten Augen von mir. „Leb wohl, Edward.“ Und damit verließ sie unsere gemeinsame Wohnung. Traurig sah ich ihr nach, wie sie davonfuhr.

Die Zeit danach war furchtbar. Abgesehen von Schuldgefühlen und Reue Tanya gegenüber, musste ich mich vor unseren Freunden und den Familien rechtfertigen, was ich nur ungern tat. Ich war teilweise richtig verbissen und reagierte zornig auf ihre Vorwürfe.
Ich stürzte mich in die Arbeit, versuchte, Bella und auch Tanya zu vergessen, aber es gelang mir überhaupt nicht. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich das schweigende Handy anstarrte, als würde es mich verhöhnen und meine Gedanken schweiften nach London.

Irgendwann nahm mich Jasper beiseite und fragte mich, wann ich denn endlich zu Bella reisen würde?
Ich dachte, mich verhört zu haben und blockte ab. Die Presse wurde ich auch nie los, da sie ständig auf irgendwelche News hofften. Ich war gereizt ohne Ende und an allem war meiner Meinung nach Bella schuld. Irgendwann erhielt ich von einem renommierten Modedesigner den Auftrag, seine neue Wintermode in London zu fotografieren. Ich war wie vom Donner gerührt.

London!

Das war die Gelegenheit!

Jasper wurde langsam unwirsch über meine ständig wechselnden Launen. „Alter, was machst du dir noch vor? Du hättest es eh keine Woche mehr ohne Bella ausgehalten, also gib dir endlich einen Ruck und fahr zu ihr. Du bist doch total verliebt in die Kleine.“ Jasper grinste spitzbübisch, als ich die Augen verdrehte.

„Aber du, Jazz...“, schoss ich zurück.

Als ich ihren Namen erwähnte, erschien ein verliebtes Lächeln auf seinen Lippen. „Ich???? Ich bin bis über beide Ohren in Alice verliebt und war schon dreimal bei ihr. Stell dir mal vor, ich habe ein Jobangebot in London erhalten. Aber es entscheidet sich erst in einer Woche und dann werde ich sie überraschen.“ Bei diesem Gedanken leuchteten seine Augen auf und mir fiel die Kinnlade runter.

“Jobangebot in London? Und wann gedachtest du es mir zu sagen?”
Er schlug mir kumpelhaft auf die Schulter. „Mann, Edward, ich habs dir doch gerade gesagt. Sorry, aber ich wollte erst warten, ob ich überhaupt eine Chance dort erhalte. Freust du dich nicht für mich?“

Ich verdrehte die Augen und fuhr mir angespannt durch die Haare. „Doch, schon, aber....Mensch, Jazz... Scheiße...du wirst mir verdammt fehlen....“, knurrte ich beleidigt, worauf Jasper loslachte.
„Wer weiß, vielleicht sehen wir uns in London ja demnächst häufiger.“
Ich boxte ihm in den Arm und fiel in sein Lachen ein. „Schon möglich, aber...hmm.“ Hastig scrollte ich im Handy hin und her. „Ich habe gar keine Adresse von ihr.“
„Frag Alice, sie ist ihre beste Freundin.“ Jasper war der Hammer.
„Du bist der Beste“, lachte ich freudig auf.
„Weiß ich und jetzt mach endlich das einzig Vernünftige. Fahr also zu ihr, du wirst immer unerträglicher!“, kicherte Jasper spitzbübisch.

„Okay, okay, ich habs verstanden. Mein bester Freund tritt mir gerade in den Allerwertesten und will mich verkuppeln, da ich seiner Meinung nach...unerträglich geworden bin“, knurrte ich jetzt gespielt beleidigt.
Jasper lief mit erhobenen Händen rückwärts zum Ausgang, als ich ihm drohend folgte.
„Stimmt doch, oder? Du bist so unleidlich, seit wir wieder hier sind. Seit Wochen grübelst du nur herum, hörst nie richtig zu, hast immer mieser werdende Laune...kurzum...du bist verliebt!“
Ich hielt während des Schrittes inne und schaute überrascht. „Ist das so offensichtlich?“
„Hmm, ja..“, nickte Jasper zustimmend.
„Na dann, was hält mich noch hier?“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.


Und so kam es, dass ich auf dem Weg zu Bella war, mit Alice im Schlepptau, die mich anstrahlte, als wäre ich das siebte Weltwunder. Sie begrüßte mich stürmisch und ihre strahlenden Augen stachen in ihrem zarten Gesicht hervor. Obwohl dieses zierliche Persönchen unwahrscheinlich grazil wirkte, strahlte sie eine immense Energie aus. Kein Wunder, dass Bella sich so gut mit ihr verstand und Jasper ihr völlig verfallen war.

Aufgeregt rutschte sie hin und her, nachdem sie sich angeschnallt hatte. Sie schwieg, spielte nervös mit ihren Fingern, lugte ab und zu zu mir hinüber, sprach mich jedoch nicht an. Es war ihr förmlich anzusehen, dass sie etwas auf der Seele herumtrug.
„Na, spucks schon aus“, ermunterte ich sie.
„Was?“ Sie stellte sich dumm.
„Deine Fragen...na los...frag mich“, ermunterte ich sie erneut.

Skeptisch beäugte sie mich, wägte wohl einiges ab, bis sie sich dann doch entschied, mich mit ihren Fragen zu bombardieren.
„Wieso hast du dich nie bei ihr gemeldet?“

Das war die erste vieler Fragen, über die ich nicht reden wollte.
„Es war schwierig zuhause“, antwortete ich ausweichend.

Ihre Augen rollten hin und her. „Klar, wenn man verlobt ist, ist natürlich jede Affäre ein Problem“, antwortete sie sarkastisch.
Das wusste sie also auch schon, dass ich verlobt war. Was wusste Bella? Ein Schrecken durchfuhr mich bei dem Gedanken, sie könne etwas davon erfahren haben.

„Sie hat sich von mir getrennt“, gab ich leise von mir. Ein kleiner Schmerz durchfuhr mich dabei.
Alice riss die Augen auf. „Uhm, das tut mir leid, aber irgendwie auch wieder nicht.
Übrigens, wir sind gleich da.“

Und dieser kleine Satz genügte, mir sämtliche Eingeweiden in meinem Bauch zu verdrehen.
Mein Magen stülpte sich einmal komplett um sich selbst. Tausende von Schmetterlingen begannen zu flattern, ein Rumoren war zu spüren und ich wurde entsetzlich nervös.

Was, wenn ich für sie nur eine kleine Urlaubsaffäre war?
Was, wenn sie schon einen Freund hatte?
Was, wenn sie mich nicht begehrte?

Das Taxi hielt an und ich starrte auf das graue, bungalowartige Haus vor mir, welches mit vielen bunten Partylampen geschmückt war. Dort, nicht weit von mir entfernt, stand SIE. Mein Abgrund, meine Hölle und mein Himmel!

Mein Atem wurde immer hektischer, als ich bezahlte und mich an der vorderen Kopfstütze festkrallte. Ich hatte Panik, absolute Panik.
Alice tätschelte beruhigend meine Hand. „Edward, jetzt mal ganz ruhig. Weshalb regst du dich so auf?“
Sie wies mit ihrer kleinen Hand zu Bella. „Deshalb bist du doch hier, oder?“

Ich antwortete nicht, fixierte nur dieses bezaubernde Wesen, welches gerade wild gestikulierend ihre Arme und Hände durch die Luft bewegte und auf einen älteren Herrn einredete. Dieser Mann schien sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, er riss ständig an seiner Krawatte herum. Um Bella herum bildete sich ein Halbkreis junger Leute. Sie sahen wild und bedrohlich aus mit ihren bunten Punkerfrisuren und schwarzen Gothikklamotten.

„Edwaaard! Wie lange willst du hier noch Löcher in die Luft starren?“ Alice rollte genervt ihre Augen. Der Taxifahrer sah mich gestresst an.
“Sir, Sie müssen jetzt dieses Taxi verlassen. Ich habe einen neuen Auftrag.“
Rasch entschuldigte ich mich bei ihm, mein Starren erschien mir genauso deplaziert wie meine Panik, mit der ich mich hier an der Kopfstütze festgekrallt hatte, und stieg aus.

Die kühle Luft tat mir gut, mein Kopf wurde wieder klarer und ich sah auf Alice, die mittlerweile mit verschränkten Armen vor der Brust und einem ungeduldig wippenden Fuß auf mich wartete. „Auf geht´s“, rief sie enthusiastisch und zerrte entschlossen an meinem Mantel.

Wütend hielt ich sie fest, sodass sie gegen mich prallte. „Alice, würdest du mich bitte los lassen? Du machst mich irre! Wie hält Jasper das nur mit dir aus!“

Sie knirschte mit ihren Zähnen. „Hey, Mr.- Ich- melde- mich- nicht- bei- meiner- Kreuzfahrtfreundin, Jasper erträgt mich sehr gut und dir würde ich raten, dich um deine verdrehten Angelegenheiten zu kümmern. Und eine davon steht da vorne. Ich sag dir jetzt mal was. Bella hat in den letzten Wochen geheult, gelitten und versucht, dich zu vergessen. Und ja, sie weiß von Tanya Denali. Das Bild von euch beiden brachte sie vollkommen durcheinander und ich hatte alle Mühe, sie etwas aufzurichten.
Also, versau es nicht, Edward Cullen! Sie ist vollkommen vernarrt in dich, alles andere wäre eine Lüge! Und jetzt schieb deinen Hintern in Richtung Bella oder muss ich dir Beine machen?“

Sie stand wie eine kleine Amazone vor mir, die funkelnden Augen und ihre in die Seiten gestemmten Arme sprachen für sich. Ich grinste sie belustigt an. „Aye, aye, Kapitän!“

Ich drehte mich zu Bella und beobachtete sie. Langsam setzte ich mich in Bewegung, mein Herz begann lauter zu schlagen und hämmerte letztendlich hart gegen meine Brust. Meine Hände schob ich in die Manteltaschen, was ich als angenehm empfand, da ich überhaupt nicht wusste, wohin mit ihnen.
Bella diskutierte nicht mehr mit dem älteren Herrn, sondern bat die Jugendlichen ins Haus hinein. Laut johlend stürmten diese hinein und Bella folgte ihnen, den Mann im Schlepptau.
„Oh nein, Mr. Kingsley, das erklären Sie den Jugendlichen selbst. Nach Ihnen!“

Wütend starrte der sie an, lief aber dann entschlossen ins Haus hinein. Ich folgte ihnen unbemerkt mit Alice zusammen. Der Eingang war schwach beleuchtet, ein Kicker stand in dem recht großen Flur, wirkte aber sehr verloren in diesem fast kahlen Raum. Silberne Kleiderhaken zierten die weißen Wände, wovon jedoch kaum welche benutzt wurden. Laute Musik schallte durch einen länglichen Flur, der durch schmutzig weiße Farbe alt wirkte. Ich folgte dem Lärm und gelangte zu einer großen, braunen Doppelholztür, hinter der es immer lauter und schummriger wurde.

Ich trat ein und blinzelte ein wenig, zunächst erkannte ich gar nichts, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Rasch suchte ich nach Bella, die gerade CDs durchstöberte. Ihr schlanker Rücken wurde von einem grauen Pullover verdeckt, ihre Haare waren zu einem frechen Pferdeschwanz gebunden und die schwarze Jeans lag eng an ihrem zarten Körper. Sie sah umwerfend aus. Ich spürte, wie sehr ich sie vermisst hatte.
Ein Schubs in meinen Rücken erinnerte mich an Alice. „Na los“, drängelte sie lautstark.


Gerade setzte ich den ersten Fuß in den Raum, als sie sich wieder erhob und sich schwungvoll umdrehte. Sie verharrte in ihrem angesetzten Schritt, während sich ihre Pupillen überrascht weiteten und ihr Blick erschrocken wirkte.

„Edward“, formte sie lautlos und fixierte mich, als wäre ich eine Halluzination. Ich näherte mich ihr langsam, mir bewusst werdend, dass uns alle anstarrten. Aber das war mir vollkommen gleichgültig. Ihre schönen Augen verfolgten ungläubig jeden meiner Bewegungen, bis ich vor ihr stand. Immer noch starrte sie mich ungläubig an.

„Hallo Bella“, zu mehr war ich nicht imstande, meine Stimme verweigerte ihren Dienst und meine Kehle fühlte sich seltsam rau an.
Immer noch schwieg sie, doch sie erhob ihre rechte Hand und näherte sich meinem Gesicht.

Tu es,flehte ich innerlich.

Doch kurz vor meiner Wange hielt sie inne und senkte sie wieder. Das durfte ich keineswegs zulassen und hielt sie deshalb fest. Ein kleiner Impuls durchfuhr mich, als ich ihre schöne, feingliedrigen Finger erfasste und zu meinem Mund führte, um einen zarten Kuss darauf zu hauchen. Es war einfach unbeschreiblich, ihren Duft wahrzunehmen, das leichte Erröten ihrer Wangen zu sehen und ihre riesigen, braunen Augen zu beobachten, die langsam registrierten, dass ich wohl echt war.

„Was...was...Edward?....Was machst du denn hier?“ Sie schnappte nach Luft und krallte sich an meiner Hand fest.
Ich grinste sie spitzbübisch an. „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg wohl zum Propheten kommen.“
„Wie bitte? Ich versteh dich kaum!“, schrie sie mir ins Ohr, worauf sich dieses sofort mit einem schrillen Summen beklagte.

Ich ergriff ihren Arm, um sie aus dem Raum zu ziehen. Doch wir kamen gerade zwei Schritte, als sie festgehalten wurde. „Hey, Bella, wir haben keine Coke mehr.“

Sie schaute mich entschuldigend an, um mit dem rotgefärbten Punker abzuschwirren und nach Getränken zu suchen. Alice grinste mich an, schnappte sich ein Glas Wasser und unterhielt sich mit einem der grell gefärbten Mädchen, die mich immer wieder taxierten.
Wo blieb sie nur? Ich wurde immer ungeduldiger, wollte sie in meine Arme nehmen und alles klären.

Plötzlich kamen die beiden mit einem Kasten Coke wieder und stellten ihn an der Theke ab. Bella ergriff eine Flasche und öffnete sie. Mit voller Wucht knallte der Deckel an die Wand und die Cola spritzte ihr ins Gesicht, in die Haare und auf den Pullover. Statt die Flasche von sich wegzuhalten, versuchte sie mit einer Hand die Öffnung zu verschließen, was dann zur Folge hatte, dass die weißbräunliche Schaummasse sich zischend zwischen ihre Finger durchschob und in ihren Ärmel hineinlief.

Alice kicherte vor sich her und Bella sah so verzweifelt aus in ihrem Kampf mit der Colaflasche, dass ich ein Lachen nicht verhindern konnte.
„Sie hat sich kein bisschen verändert, immer noch die süße Chaotin vom Schiff.“
„Stimmt, sie ist so tollpatschig, dass selbst das Einfachste bei ihr zu einer Katastrophe wird.“


Bellas POV:

Das war ja wieder mal so typisch. Ich blöde Idiotin schüttete mit fast den gesamten Flascheninhalt über meinen Pullover. Igitt, ich klebte wirklich überall und jetzt lief diese Brühe auch noch in meine Ärmel, von meinem Gesicht und aus meinen Haaren tropfte es verdächtig.
Mark begann zu kichern, aber ein böser Blick meinerseits ließ ihn verstummen.

„Mark, ich bin vielleicht ungeschickt, aber nicht blöde. Klar?“, zischte ich ihm zu. Er nickte nur leutselig und ich verschwand blitzartig auf die Toilette, jedoch nicht, ohne Edward und Alice einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Hastig zog ich mir den Pullover aus, natürlich blieben ein paar Haare an meiner Kette hängen und ein kleiner Schrei entfloh mir, als ich sie ausriss.

Der Pullover war an den Ärmeln und im Brustbereich völlig verschmutzt. Mit einem Spültuch und Spülmittel, welches ich aus der fast leeren Küche holte, begann ich ihn auszuwaschen. Meine Hände sowie mein Gesicht waren schneller zu säubern. Als ich den Pullover wieder überzog, betrachtete ich mich entsetzt im Spiegel. Ich sah aus wie ein  nasses Frettchen, meine Haare hingen mir feucht an den Seiten hinunter und meine Brustwarzen zeichneten sich durch den feuchten Pullover und BH deutlich ab. Super, Swan!

Wir besaßen keinen Fön, und so musste ich gezwungenermaßen in diesem Zustand wieder zu den anderen und zu Edward.

Edward!
Er war hier!
Hier in London!
Was hatte Alice damit zu tun?

Als ich in der Tür stehen sah, blieb mir fast mein Herz stehen. Panik erfasste mich und gleichzeitig keimten Hoffnung und Freude in mir auf, dass ich der Grund seines Kommens war. Für mich verblasste alles um ihn herum, nur sein wunderschönes Gesicht stach aus allem heraus.
Ich wollte ihn vorhin unter meinen Fingern spüren, um mich davon zu überzeugen, dass er keine Illusion war, doch dann verließ mich der Mut und ich ließ meine Hand wieder sinken. Noch im Fall ergriff er sie und umklammerte meine klammen Finger, um sie sanft zu küssen. Diese reagierten jedoch sofort auf seine körperliche Nähe und jagten mir zarte Impulse durch mein Nervensystem, Blut schoss in meine Wangen und mein Herzschlag schien zu rasen.

Es war so schön, ihn zu spüren. „Was.....was...Edward, was machst du hier?“, haspelte ich und ärgerte mich über meine Unfähigkeit, mich in seiner Gegenwart klar zu artikulieren.

Sein Grinsen war umwerfend, aber ich verstand rein weg gar nichts, deshalb fragte ich noch einmal nach.
Er zuckte leicht zusammen, ergriff meinen Ärmel und drehte sich mit mir Richtung Ausgang.
Doch prompt kam Franklin, um sich zu beschweren, dass keine Coke mehr da war. Prima! Immer im richtigen Augenblick zur Stelle. Entschuldigend sah ich Edward an, wie gerne wäre ich jetzt mit ihm alleine. Die Fragen brannten mir auf der Seele, stattdessen schleppte ich mit Mr. Vorlaut einen Kasten Coke hinter die Theke und zog eine heraus, um sie zu öffnen.

Ich sah aus wie ein Monster, ekelhaft versifft, igitt und rannte fast zur Toilette. Ausgerechnet jetzt, wo Edward da stand. Während ich mich verzweifelt säuberte, fiel mir sein sichtliches Bemühen auf, nicht in Gelächter auszubrechen. Er biss sich verzweifelt auf die Unterlippe, während Alice nach unten sah, ihre Schultern aber verdächtig zuckten. Na wartet! Alice! Was machte die überhaupt hier? Und dann zusammen mit Edward? Hatte ich etwas verpasst? Nicht, dass ich es als unangenehm empfand, wenn Alice mir abends Gesellschaft leistete und den Laden mit mir schmiss, aber gerade heute war es eher ungewöhnlich, sie hier zu sehen.

Ein Blick in den Spiegel ließ mich zusammensinken Das war das gefundene Fressen für die Kids dort im Saal. Ich sah sie schon grinsend vor mir stehen und über meinen nassen Pullover und die noch etwas klebrigeren Haare lästern. Und jetzt stand mein Mr. Perfekt  überdies mitten im Saal, gütiger Himmel. Wenn Alice damit etwas zu tun hatte, würde sie etwas erleben können, das war klar. Ich kannte sie viel zu gut, als dass sie sich daraus winden konnte. Diese Hexe!

Aber es nützte mir doch nichts. Mit gestrafften Schultern und funkelndem Blick lief ich zurück. Provokant blickte ich in die grinsende Runde und wartete auf das Unvermeidliche.
Janet, eine kleine Dunkelhaarige, kam auf mich zu und kicherte breit. „Sie sollten sich Ersatzpullover zurechtlegen, Bella. Das sieht so scheiße aus!“

Ich zuckte mit den Schultern „Ja, ja, lästert nur, das kann ja mal passieren.“
Ich beachtete sie nicht weiter und drehte mich zu Edward und Alice, die mitten im Geschehen mit absoluten Unschuldsmienen standen und mich beobachteten.
Sie sahen sich so ähnlich, dass man meinen könnte, sie seien Verwandte. Ihre Augen funkelten um die Wette und ihre Lippen zuckten leicht, während ihre Miene bemüht gleichmütig blieb.

Langsam ging ich auf sie zu, stach Alice in die Brust, worauf sie empört quietschte! „Wir sprechen uns noch!“
Daraufhin grinste sie feist und schob uns aus dem Saal. „Raus mit euch, ich halt hier die Stellung!“

Ich packte Edwards Ärmel und zerrte ihn hinter mir her zur Küche. Atemlos drehte ich mich zu ihm und betrachtete ihn. „Wo waren wir stehen geblieben?“

Er lächelte wieder spitzbübisch, während er mir mit seinem rechten Zeigefinger über meine Schläfe strich. „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, dann kommt der Berg eben zum Propheten.“

Hä? Berg? Prophet? Ich blickte gerade gar nicht durch. Edward wartete geduldig auf eine Reaktion von mir und strich mir immer wieder sanft über meine Wange.
Nach einer knappen Minute des Schweigens unterbrach er es jedoch.
„Du hast dich nicht mehr bei mir gemeldet.“ Es hörte sich wie eine Frage an. Machte es ihn wütend? Vorsichtig blickte ich in seine Augen, doch die betrachteten verträumt mein Gesicht.

„Ich...hab...habe...mein...Handy...es ist...irgendwie...abhanden gekommen.“
Wieder grinste er verschmitzt. „Das ist so typisch für dich, Bella. Hast du es verloren?“

„Hm, ich weiß es nicht so genau, um ehrlich zu sein. Aber....ich hatte keine Handynummer von dir“, wand ich mich heraus.

„Hmm.“ Sein Daumen strich mittlerweile über meine Unterlippe, was mich vollends verwirrte. Wie machte der Mann das bloß?

„Du hättest Alice fragen können, Jasper hätte dir sicherlich meine Nummer gegeben.“

„Ja, äh, das fiel mir aber nicht ein. Ehrlich.“ Er schien nicht sehr überzeugt.

„Es war meine Verlobte, die dich davon abhielt, nicht wahr?“
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er es erwähnte.
Traurig sah er mich an.
„Ich hätte es dir sofort sagen sollen, Bella, es tut mir leid.“
„Ja, das wäre fairer gewesen. Es sei denn, du wolltest es bei dieser kleinen Liaison belassen, davon musste ich jedenfalls ausgehen und genau deshalb rief dich nicht an.“

Er schwieg, seine Augen verdunkelten sich und er sah zur Seite. Es verunsicherte mich völlig und ich wurde traurig. Er war nicht hier, um mir seine Liebe zu gestehen, denn ich vermisste ihn mehr als er mich.
„Ich...ich...muss rein, Edward“, flüsterte ich, entzog mich seiner Umarmung und flüchtete förmlich in den überfüllten Raum. Alice hatte alles im Griff, sah mich aber besorgt an, weil es sicher in meinen Augen verdächtig glitzerte.

„Alles okay?“ Ich nickte nur, denn sonst würde ich losheulen und das würde ich mir niemals erlauben.
Mr. Kingsley trat auf mich zu und räusperte sich.
„Miss Swan, es ist bewundernswert, was Sie aus diesem Raum geschaffen haben.“
Wollte der mich veräppeln? „Wie meinen Sie das, Mr. Kingsley?“

Er hob eine Augenbraue an, sein Schnurrbart zuckte wild, als er zynisch antwortete.
„Was ist so schwer an einem Lob zu verstehen, Miss Swan?“
Ich traute meinen Ohren nicht, denn hier war kaum etwas verändert worden, außer einem neuen Anstrich und ordentlich geputzte Räume. Langsam stieg mein Zorn und der Drang, für meine Schützlinge zu kämpfen.
„Mr. Kingsley! Hätten Sie uns die versprochenen Gelder gegeben, würde Ihnen heute tatsächlich eine wunderbare Einweihung geboten werden. Stattdessen reichte es gerade einmal, um Farbe zu kaufen und die reichte noch nicht einmal aus. Hier mangelt es an allem und Sie wissen das auch.“

Edward stand mittlerweile neben Alice und beobachtete alles argwöhnisch. Ich versuchte, ihn zu ignorieren. Leichter gesagt als getan, denn der Kerl besaß eindeutig Suchtpotential. Mr. Kingsley lenkte mich jedoch genug von ihm ab, als er herablassend auf mich hinuntersah und ein dünnes Lächeln seine Lippen zierte, während seine Hände in den Hosentaschen verschwanden.

„Es wird auch kein weiteres Geld mehr geben, Miss Swan. Der Beschluss besagt, dass Sie sich selbst helfen müssen, für solche unnötigen Projekte fehlt der Stadt das nötige Geld.“

Mein Magen verknotete sich bei diesen Worten und ich starrte ihn wütend an. Das war jetzt nicht wahr, oder? Ich hasste diese Bürokraten, die für die Ausstaffierung ihrer Büros und Dienstwagen mehr Geld investierten, als wir zum Ausbau eines Jugendheims benötigen würden.

Dabei war es viel mehr als nur ein Treffpunkt für diese Menschen.
„Mr. Kingsley, dieses Projekt ist ungemein wichtig für diese Jugendlichen. Sie alle investierten ihre Freizeit, um diesen heruntergekommenen Ort ein wenig freundlicher zu gestalten. Die Wände wurden hier gesprayt, haben Sie überhaupt nur einen einzigen Blick auf diese tollen Werke geworfen? Und wenn Sie mir jetzt die nötigen Gelder verweigern, wird die Perspektive für sie wieder wesentlich schlechter. Sie brauchen eine Zuflucht, wollen ernst genommen werden und keine Bürokratie, die ihnen jegliche Rechte abspricht. Was gedenken Sie dagegen zu tun?“

Meine Hände hatten sich automatisch zu Fäusten geballt, während ich ihn herausfordernd ansah.
„Nichts gedenke ich dagegen zu tun und Sie werden sich zurücknehmen, wenn Ihnen Ihr Job lieb ist“, zischte Mr. Kingsley jetzt. „Einen schönen Abend noch, Miss Swan!“

Und damit entschwand er und ließ mich ratlos zurück. Was sollte ich den Leuten sagen? Sie waren so voller Tatendrang in den letzten Wochen gewesen, vergaßen ihre Probleme und fügten sich wieder in eine kleine Normalität ein. Doch jetzt schien alles aussichtslos, es sei denn.....
„Alice, du musst mir helfen. Erinnerst du dich noch an den Tag, wo wir zu einer Spendenaktion aufgerufen hatten? Die Resonanz war unglaublich. Ich werde nicht aufgeben, wir müssen es ihnen zeigen, dass sie eine Chance bekommen, einen Ort für sich zu schaffen.“

Nachdenklich nickte Alice. „Hmm, lass mich eine Nacht drüber schlafen, Bella.“ Mit einem Blick auf die Uhr deutete sie an, dass wir Schluss machen sollten. Edward unterhielt sich gerade mit Gina. Eine sehr aufgeweckte Person, die ihm aber geradezu zu verfallen schien. Ich biss die Zähne zusammen, nicht eifersüchtig werden, Bella Swan!
„Hey, Leute. Für heute ist Schluss.“ Ich schaltete die Anlage aus und ein lauter Protest war zu hören. „Wir treffen uns übermorgen hier um zwölf Uhr mittags und keine Ausreden, klar?“

Sie fügten sich maulend und verabschiedeten sich von mir, nicht, ohne Edward neugierige Blicke zu zu werfen. “Hey Gina, kommst du noch mit auf eine Spritztour?“, rief Mikel, ihr Freund, mit einem bösen Blick auf Edward zu.
„Hmm, weiß nicht, was machst denn du jetzt so, Edward?“
Der grinste belustigt. „Ich habe morgen einen wichtigen Termin und muss früh aufstehen, also werde ich mich zur Ruhe begeben.“
Sie zog einen Schmollmund. „Schade, man sieht sich.“

Beklommen standen wir nun vor der abgeschlossenen Tür des Heimes und schwiegen uns an. Eine unangenehme Stille herrschte vor und ich überlegte krampfhaft, wie ich mich jetzt verhalten sollte.

Wäre es in Ordnung, ihn zur Übernachtung zu mir zu bitten oder fiele ich mit der Tür ins Haus?
War er wegen mir hier oder aufgrund eines beruflichen Termines?
Wollte er einfach nur ein nettes Wochenende erleben und ihm fiel einfach so ein, dass ich hier lebte oder war es mehr?

Ich war hin- und hergerissen, doch plötzlich spürte ich einen heftigen Tritt gegen mein Schienbein. „Au, Alice, spinnst du denn? Wieso trittst du mich denn so? Das hat wehgetan!“ Empört blitzte ich Alice an, die genervt die Augen verdrehte.

Vorsichtig äugte ich hoch zu Edward, in dessen Gesicht gerade die verschiedensten Emotionen zu sehen waren. Er schien belustigt über diesen Tritt zu sein, aber auch traurig oder enttäuscht? Schwer zu sagen! Alice musterte mich kritisch und ihre Augen schienen mir sagen zu wollen, dass ich jetzt endlich in die Gänge kommen sollte.

Ich holte tief Luft, jetzt oder nie, Bella!
„Ähm, Edward, in welchem Hotel übernachtest du eigentlich?“
Er schreckte etwas zusammen. „Bitte? Hotel? Ja, hmm,“ er räusperte sich. Wieso war er auf einmal so verlegen, dass selbst Alice grinste?

„Ich könnte zum Rembrandt Hotel fahren, aber eigentlich würde ich viel lieber bei ...dir.. übernachten.“
Er sah nervös aus und sein Adamsapfel bewegte sich bei seinem Schlucken heftigst hin und her. Irgendwie fand ich die Tatsache, dass er aufgrund einer eventuellen Ablehnung meinerseits so unsicher war. Höchst spannend, irgendwie gefiel es mir, dass ich ihn nervös machte! Oder auch nicht? Bild dir nicht zuviel ein, Swan!

„Also, Bella, dürfte ich bei dir übernachten?“ Er wurde richtig schüchtern und eine leichte Röte überzog seine Wangen bis hin zu seinen Ohren. Er sah soo....hinreißend aus, dass ich nur noch grinsend nickte. Plötzlich schenkte er mir dieses Wahnsinnslächeln, was mich dahinschmelzen ließ und ihn nur noch blöde anhimmeln konnte. Alice räusperte sich etwas stärker und ich zuckte erwischt zusammen.

„So, wo nun die Übernachtungssache geklärt wäre, verrätst du uns vielleicht, weshalb es dich nach London verschlagen hat?“, hakte Alice, wie immer absolut ehrlich, nach.

Er lächelte erleichtert, als wir uns zu meinem Auto hin bewegten.
„Ich fotografiere in dieser Woche bei einigen Modeschauen.“
Abrupt blieb meine Freundin stehen, die Augen riesengroß. „Modeschau, Edward und das im Plural? Bei wem denn?“

Er nannte die Namen und sie rastete aus. „Echt? Cool! Oh, Edward, darf ich da mal zuschauen? Bitte!!! Ich war noch nie auf einer solchen Modenschau und ausgerechnet von den Stardesignern. Bitte, Edward, bitte!“

Er schüttelte den Kopf über ihren Enthusiasmus. „Ich werde sehen, was ich tun kann, vielleicht könnt ihr sie ja beide ansehen.“
„Yippieeh!“ Sie klatschte in die Hände und drückte ihm spontan einen Kuss auf die Wange, irgendwie war sie an ihm hochgesprungen wie ein Wiesel. „Bella, hast du das gehört? Wir dürfen uns vielleicht eine Modeschau ansehen, das ist...toll.“

Ich kicherte über meinen kleinen Wirbelwind, der aufgeregt um mein Auto hüpfte, während Edward entgeistert darauf starrte. „Das ist dein Auto?“

Ich kniff die Augen zusammen. „Ja, ist es. Hast du etwas dagegen?“ Er fixierte meinen kleinen Mini, der schon etwas älter war, aber wunderbar fuhr und einfach in seinem satten Rotton wunderbar anzusehen war.

„Er ist.... klein.“ Da hatte er recht. Ich sah kritisch zwischen Edwards beachtlicher Körpergröße und meinem kleinen Mini hin und her, überschlug scharf, ob ich während der Fahrt Edwards Beine aus dem Seitenfenster hängen oder seinen Kopf im offenen Schiebedach platzieren sollte. Kurzentschlossen schlug ich ihm die Varianten vor und er schaute mich vollkommen entsetzt an. „Das ist nicht dein Ernst, Isabella Swan!“

Ich grinste, schloss auf und öffnete die Tür. „Entweder... oder, Mr. Cullen. Entscheiden Sie sich jetzt!“
Er kam auf mich zugeschossen und blieb kurz vor mir stehen. „Das zahle ich dir heim, Bella.“
Seine Stimme war ein leises Knurren und ein Schauder überkam mich, aber ich fand die Vorstellung von seinen draußen hängenden Beinen höchst amüsant. Alice erbarmte sich und krabbelte nach hinten, während er ächzend versuchte, seine Beine in dieses Auto zu legen. Sie lagen ihm letztendlich am Knie, da er sie kurzentschlossen auf den Sitz stellte .
Ich kicherte. „Das sieht unbequem aus, Edward!“

„Fahr los, Bella!“ Er schnaubte todesverachtend und ich ließ vergnügt den Motor an.
Er fluchte leise vor sich hin, ich dagegen amüsierte mich köstlich.

Kapitel 3 - Annäherung

Bellas POV

Aufseufzend stieg er aus, reckte sich, nachdem wir Alice abgeladen hatten und wartete an der Beifahrertüre auf mich. Ich atmete tief ein und schloss beklommen ab und trat zu ihm, sichtlich nervöser als im Auto. Aufmunternd sah er mich an, aber das half mir gar nicht.

Die Unruhe schlich sich heimlich wieder bei mir ein, als wir zur Haustüre gingen. Ich spürte seine Präsenz direkt hinter mir, was es mir unmöglich machte, den Schlüssel vernünftig in das Schloss zu schieben.
Plötzlich langte seine rechte Hand um meine herum und er hielt sie fest. Sofort entstand wieder dieses heftige Prickeln.

„Mach ich dich etwa nervös?“, flüsterte er mir leise ins Ohr. Ich wusste genau, wie schelmisch er dabei aussah.

„Uhm, ein klein wenig“, antwortete ich gedehnt, meinen Blick fest auf unsere Hände und den Schlüssel gerichtet. Sanft half er mir beim Aufschließen und wir traten in den dunklen Hausflur. Hastig suchte ich den Lichtschalter, betätigte ihn sogar ohne zu stolpern und drehte mich zu ihm. Er sah mich immer noch so nett an, was mich vollends verwirrte, schließlich ermutigte ich ihn nicht gerade.

„Ich wohne im 3. Stock.“ Etwas Belangloseres fiel mir gerade nicht ein.

„Na, dann los.“ Er ließ mir den Vortritt und folgte mir, während ich sehr bemüht war, die Stufen hinauf zu gehen und nicht zu fallen. Sekundenschnell ließ ich das Aussehen meiner Wohnung Revue passieren. Gott sei dank, hatte ich alles geputzt und aufgeräumt.

Aber war mein Unterhöschen in der Wäschetonne? Was hatte ich heute Nacht an? Oh nein, mein zerfleddertes Lieblingsshirt! Wo hatte ich es...oh. auf mein ungemachtes Bett, welches ich morgens nur aufschlug und mich so abends wieder genüsslich hinein fallen ließ.

Uh, das T-shirt musste ich schnellstens verschwinden lassen.
Meine Wohnung war so klein, ob es ihm gefallen würde? Ich wurde vollkommen panisch, je näher wir uns meiner Haustüre näherten.

Mittlerweile war ich so zappelig wie eine Jungfrau vor ihrem ersten Date. Jetzt öffne einfach die verdammte Türe, Swan und zerre deinen Traum auf zwei Beinen hinein!

Hastig schloss ich auf und riss die Türe auf, drehte mich zu ihm und grinste verlegen. „Herzlich willkommen in meinem kleinen Reich.“

Ich stieß die Wohnungstüre auf, knipste das Licht an und bat ihn hinein. Schnell warf ich meine Schlüssel in die Ablage, die Post hinterher, die ich vorhin aus dem Briefkasten gezerrt hatte und meine Jacke flog auf meine Couch, die Schuhe aufseufzend hinterher.

Doch dann fiel mir Edward ein und ich brachte schnellstmöglich alles an seinen Platz.
Er stand mittlerweile mitten in meinem Wohnzimmer, ich konnte es kaum glauben.
Niemand von uns sprach und Befangenheit machte sich breit.
Er sah sich neugierig um, nichts wies auf eine Missbilligung dieser Räumlichkeiten hin

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich angespannt.
„Ja, gerne. Was bietest du mir denn an?“ Wieder dieses charmante Lächeln, welches mein Herz aus den Angeln hob.

Langsam kam er näher und ich riss die Schranktüre  etwas zu schwungvoll  auf, die es mir dankte, indem das Scharnier quietschend auf der rechten Seite nachgab.

„Mist“, murmelte ich, ausgerechnet jetzt. Schnell überflog ich meinen alkoholischen Bestand, den Alice und ich noch nicht gekillt hatten.
„Also, ich könnte dir Scotch, Whiskey, Baileys oder Gin anbieten.“
„Whiskey, bitte.“

Ich spürte, wie er mich hoch zog, als ich das Glas mit dem Whiskey füllte und ließ mich nach hinten gegen seine warme Brust fallen. Es fühlte sich so gut an, ihn wieder spüren zu können, aber gleichzeitig hatte ich Angst vor Verletzungen.

Ich drehte mich um, hielt ihm das Glas entgegen, welches er nahm und es an seine Lippen setzte. Nicht ein einziges Mal, während er trank, sah er fort. Seine Augen ruhten unablässig auf mir, bis er vorsichtig das Glas auf den noch offenen Schrank abstellte. Mit einem scharfen Blick registrierte er den Schaden.
„Das müssen wir morgen reparieren.“

Er hatte WIR gesagt! Ich jubelte innerlich auf, als er mich in die Arme zog und sein Mund meine Haare küsste. Ich hörte, wie er tief Luft einsog und seine Hand griff mir sanft in den Nacken.
„Ich habe dich so vermisst, Bella.“ Mein Herz klopfte so laut, dass es wohl gewiss von ihm gehört werden musste.
Ich umklammerte seinen Arm und lehnte mich an ihn. Ich fühlte mich geborgen, der Schmerz wurde kleiner und es war einfach nur...richtig.
Trotzdem musste ich die Wahrheit hören, von ihm.

„Weshalb bist du hier, Edward?“ Er erstarrte leicht, hielt mich aber weiterhin fest.

Eine Weile war es still. „Ich habe versucht, dich zu vergessen, Bella. Weil ich eine Verlobte hatte, mit der ich glücklich war. Wir wollten heiraten, aber dann kamst du und hast alles durcheinander gebracht.
Zunächst fiel ihr nichts auf, aber ich entwickelte die Bilder, welche ich auf dem Schiff gemacht hatte. Es waren so wunderschöne Photos von dir dabei, dass mir alles wehtat, als ich sie ansah. Irgendwann erzählte ich es Tanya, wartete auf das übliche Donnerwetter.
Aber nichts von dem kam. Stattdessen beendete sie die Beziehung, weil sie der Meinung war, dass ich dich mehr brauchte als sie. Ich habe mich dagegen gewehrt und gleichzeitig auf ein Lebenszeichen von dir gehofft.
Jasper habe ich entsetzlich mit all meinen Launen genervt, bis ich dann den Auftrag hier in London erhielt. Und dann hatte ich den perfekten Vorwand, hier kommen zu müssen. Doch Jazz meinte, wie lange ich mich noch selbst belügen wollte? Und ich gab ihm recht.
Der Hauptgrund warst du, weil ich dich unbedingt wiedersehen wollte.“

Ich hatte nicht ein einziges Mal seinen hastigen Redeschwall unterbrochen. Er war nervös und ich spürte den Schmerz über den Verlust seiner ehemaligen Verlobten. Gleichzeitig keimte die Hoffnung auf, dass es wieder ein „Wir“ geben könnte.
„Tja, und jetzt bin ich hier“, kam es leise.

Ich hob den Kopf, um ihn anzusehen. Seine Augen waren von einem satten Dunkelgrün, wie ich sie nur bei größter Verunsicherung oder Leidenschaft an ihm kannte.

„Herzlich willkommen im Leben der Bella Swan“, flüsterte ich. Seine Augen begannen zu leuchten, er hatte mich verstanden.
Sanft und liebevoll küsste ich ihn. Der schmerzlichst vermisste Geschmack seiner Lippen traf mich und als er den Kuss stöhnend erwiderte, gab ich mich ihm vollkommen hin. Doch nichts bereitete mich auf den Aufruhr meiner aufgestauten Gefühle vor, die jetzt wie ein Vulkan ausbrachen und ihn mitrissen.

Wir entledigten uns unserer Kleidung und unter den wildesten Küssen zog ich ihn ins Schlafzimmer, wo ich die schönste Nacht meines Lebens verbrachte.



Am nächsten Morgen drang ein fürchterliches Piepsen an mein Ohr. Ich murrte und bewegte mich, als sich etwas neben mir umdrehte, um dieses Geräusch auszuschalten. Sofort schlummerte ich wieder ein, fest an diesen warmen Körper gekuschelt.
Doch er entfernte sich langsam von mir und nach einigen Minuten blinzelte ich.
Die Dusche lief und ich folgte ihm gähnend. Er sah mich schelmisch an, griff nach meinem Arm und zog mich hinein. „Guten Morgen, Bella.“
„Guten Morgen, Edward.“

Das warme Wasser floss an unseren Körpern hinunter und erweckte die Lebensgeister. Nur mit Mühe lösten wir uns voneinander, nachdem wir uns spielerisch einseiften und dabei wie Teenager kicherten und schmusten.

Ich schlüpfte hinaus und reichte ihm ein großes Badetuch, mit dem er sich abtrocknete. Verstohlen betrachtete ich seine Muskeln, die unter der leicht gebräunten Haut sanft hervortraten. „Magst du meinen Körper?“
Ertappt errötete ich und er warf mir lachend das Badetuch über den Kopf.

Ich riss es runter und folgte ihm tapsend zum Schlafzimmer. Jetzt beobachtete ich ihn heimlich beim Anziehen, was er aber wohl doch bemerkte, denn sein Grinsen wurde immer breiter.
„Du machst es schon wieder, Babe.“
„Wie soll ich denn nicht starren?“, antwortete ich mit einem Schmollmund.

Er trat zu mir und küsste meine Lippen, die sofort brannten.

“Du darfst mich soviel anstarren wie du möchtest, wenn es dir gefällt. Hast du Kaffee hier?“
„Ja, in der Küche, rechter Schrank, oberstes Regal.“

Er verschwand und ich zog mich an, schminkte mich etwas und folgte ihm. Es duftete wunderbar nach Kaffee, als er mir eine Tasse reichte und sich wieder an die Anrichte lehnte.

„Wie lange bist du heute fort?“, fragte ich beiläufig und nahm einen großen Schluck. Ahh, das war heiß!
Jaulend schlug ich mir auf den Mund, ließ die Tasse sinken und stöhnte auf.
Meine Zunge brannte wie Feuer und Edward sah mich erschrocken an.
„Bella? Was ist passiert?“

Stöhnend zeigte ich auf meine Zunge und jammerte leise auf. Er nahm mich in die Arme. „Was machst du denn nur immer?“
Erst nach knappen 5 Minuten wurde es ein wenig besser. „Das war übel“, murmelte ich, testend, ob ich zu sprechen in der Lage war.

„Wie lange bist du fort?“, hakte ich noch einmal nach. Er überlegte und runzelte seine Stirn.

„Hmm, es wird den ganzen Tag dauern. Ich kann dich anrufen, wenn ich absehen kann, wann ich fertig werde. Dafür müsstest du mir aber deine Handynummer geben.“
„Okay, welche Rufnummer hast du?“

Er öffnete sein Handy und zeigte sie mir. Ich tippte es ein und rief ihn an. Eine sehr schöne Melodie erklang und grinsend speicherte er meine Rufnummer ab. „So, jetzt entkommst du mir nicht mehr.“
„Aha.“ Mehr wusste ich nicht zu sagen.

Er nahm mich in die Arme, küsste mich mehr oder weniger vorsichtig auf meinen Mund und murmelte mir ins Ohr. „Es war eine wunderschöne Nacht, Babe. Ich ruf dich an, sobald ich fertig bin. Was machst du heute?“

„Ich bekomme heute einen neuen Kollegen, der mir ein wenig helfen soll. Es ist ein sehr großes Gebiet, was ich zu betreuen habe und ich hoffe, mir ein wenig Luft zu verschaffen und mehr Zeit für die Kids zu haben.“

Ich strich über die schönen Haare, die immer so zerzaust aussahen und küsste ihn noch einmal.
„Bis später, Edward.“

Er drehte sich noch einmal um, bevor er das Haus verließ, dann klickte das Türschloss. Ich sah ihm nach, als er einem Taxi zuwinkte und einstieg. Mit dem Mini wollte er irgendwie nicht mehr fahren. Ich kicherte, als ich an seine verknoteten Beine dachte, die er sich fast um den Hals wickeln musste.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich zur Dienstbesprechung musste.
Seufzend verließ ich meine Wohnung und fuhr zur Verwaltung, wo mich Mrs. Stanford, eine ältere grauhaarige Dame, lächelnd begrüßte. „Guten Morgen, Bella, Sie werden schon erwartet. Gehen Sie nur hinein.“

Freundlich erwiderte ich ihren Gruß. „Guten Morgen, Mrs. Stanford. Danke.“

Schnell betrat ich das Zimmer, nachdem ich angeklopft hatte und wurde von Mr.Kingsley und einem bärenhaften Mann begrüßt. Mein Chef trug wieder einer seiner 5 dunkelblauen 08/15 Anzüge und sein Gesicht wies wieder diesen gemeinen Ausdruck auf, welcher mich augenblicklich misstrauisch machte. „Guten Morgen, zusammen.“
Anstandshalber begrüßte ich beide, obwohl ich meinen Chef am liebsten ignoriert hätte, diesen Widerling! Ich nahm auf dem noch freien Stuhl platz und musterte den Neuen.

„Guten Morgen, Miss Swan. Darf ich Ihnen Ihren neuen Kollegen Mr. Mc Carthy vorstellen? Sein Ruf eilt ihm schon voraus. Ich denke, es wird eine gute Zusammenarbeit. Ihr Chef war voll des Lobes.“

Mr. Mc Carthy war ein Bär von einem Mann. Als er sich erhob, war er mindestens zwei Köpfe größer als ich, seine schwarzen Locken umringten sein interessantes Gesicht. Für einen Mann war er, genau wie Edward, unheimlich schön. Seine Muskeln sprengten fast sein Hemd, als er mir mit einem festen Händedruck fast meine Finger zerquetschte.

„Miss Swan, Emmett Mc Carthy, sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Auf gute Zusammenarbeit.“
Ich stöhnte leicht auf, versuchte ihm meine Hand zu entwinden.

„OH sorry, das war unbeabsichtigt.“ Er schien sichtlich geknickt darüber. Alles in allem machte er einen freundlichen Eindruck.

Neugierig musterte ich meinen neuen Kollegen. „Mr. Mc Carthy, Sie kommen aus Wales?“

Er nickte. „Ja, ich habe dort als Diplompädagoge gearbeitet.“

Das klang schon einmal toll. „Okay, wir sollten uns mit dem neuesten Projekt beschäftigen. Es bedarf doch noch einiges an Diskussion, wir benötigen Gelder. Mr. Kingsley!“
Ich sah meinen Chef vorwurfsvoll an, was ihn vollkommen unbeeindruckt ließ.
Stattdessen legte er seine Hände auf seinem Schreibtisch ab und spielte mit einem Bleistift, während er mich mit seinen wässrigen blauen Augen missbilligend ansah.
„Sie wissen, dass keine zusätzlichen Gelder bewilligt werden.“

Gerade wollte ich ihm hitzig widersprechen, als Mr. Mc Carthy sich einschaltete.
„Miss Swan, ich stimme Mr. Kingsley vollkommen zu, die Gelder zu bewilligen wäre rausgeworfenes Geld. Die Kids müssen Verantwortung übernehmen. Wenn sie das Jugendheim haben wollen, müssen sie es sich verdienen.“

Ich hörte wohl nicht gut!

Ich feuerte Blitze auf ihn ab, denn es entsetzte mich zutiefst, was er da von sich gab. Und das sollte mein neuer Arbeitskollege sein? Na, das würde ja was werden.
„Und wie sollen sie das bewerkstelligen mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen?“, fragte ich sarkastisch.
„Das...liebe Miss Swan, wäre dann Ihre Aufgabe. Aber ich denke, ich werde Ihnen schon zeigen, wie so etwas zu machen ist. Dafür wurde ich ja eingestellt.“

Mr. Mc Carthy grinste über sein ganzes Gesicht, am liebsten hätte ich es ihm aus seiner blöden Fratze gewischt.
Daher wehte also der Wind. „Das, Mr. Mc Carthy, haben schon einige andere vor Ihnen versucht und sind kläglich gescheitert.“

Mit einem Blick auf Mr. Kingsleys zufriedenem Gesichtsausdruck war mir klar, warum man mir DIESEN Kerl vor die Nase setzte. Ich sollte ausgeschaltet werden, denn ich schaffte Raum für die Kids, was kostspielig war.

Okay, diese Kriegsansage nahm ich an.
Ich nahm ihn kurzerhand mit, doch schon vor meinem Mini brach der Krieg aus.
Er würde sich nicht in eine solche Thunfischbüchse setzen und stieg in seinen Wagen ein. Ich kochte vor Wut und überlegte, ihm seinen blöden BMW zu zerkratzen. Doch bei meinem Glück würde er mich dann noch verklagen. Angeber!

Wir trafen uns am Jugendheim, was bei Tageslicht noch trostloser wirkte als sonst. Sein kritischer Blick huschte überall umher und dann kam die ultimative Frage.
„Haben Sie sich nicht ein wenig übernommen mit diesem Projekt, Miss Swan?“
Das brachte das Fass zum Überlaufen.

„Mr. Mc Carthy, wie wäre es, wenn Sie Ihre völlig fehlbesetzten Fragen für sich behalten und stattdessen überlegen, wie wir dieses Projekt vernünftig ausbauen können?“

„Sie sind der Chef?“, antwortete er frech und wartete ab.

„Wie schön, dass Sie dies endlich bemerken. Es wird Ihnen nicht gelingen, mich zu vertreiben oder mich zur Kündigung bringen. Wenn dieses Projekt hier erfolgreich sein soll, werde ich wohl wieder einmal neue, unübliche Wege gehen müssen.“

Er setzte gerade zu einem Widerwort an, als die Kids ankamen. Entgegen all meiner Hoffnungen waren sie doch tatsächlich von Mr. Mc Carthy begeistert. Schon alleine seine männliche Präsenz schien das auszulösen. Sicher, er war sehr beeindruckend mit seinem Bodybuilderkörper, aber dass sie alles, was er sagte, ohne Wenn und Aber hinnahmen, fand ich empörend. Ich hatte das Gefühl, dass sie mir gnadenlos in den Rücken fielen!

Ich schluckte meine Wut hinunter und bemühte mich, seinen Vorschlägen offen gegenüber zu stehen. Er forderte sie dreist auf, die restlichen Tapeten abzureißen bzw. sie zu überstreichen und sich Gedanken darüber zu machen, wie sie Gelder für ihr Jugendheim zusammen bekommen wollten. Und was machten meine Kids hier alle? Sie liefen los wie eine Horde Lemminge und begannen zu streichen. Ich war sprachlos.

„Wie Sie sehen, reichte ein Mann schon aus, um ihnen zu sagen, was Sache ist.“ Er grinste wieder so frech wie vorhin. Wutentbrannt ließ ich ihn stehen und rannte nach draußen.
Vergeblich rang ich um Fassung, denn die zerstörte er innerhalb kürzester Zeit.

Abends war ich fix und fertig aufgrund des fürchterlichen Schlagabtausches zwischen uns beiden und sank völlig entnervt auf meiner Couch zusammen.

Bis Edward anrief. „Hi, Babe. Wie war dein Tag?“
„Anstrengend und mies“, knurrte ich. „Wann kommst du?“ Irgendwie ließ sich meine Sehnsucht kaum überhören und er gluckste leise.

„Deshalb ruf ich an. Wir essen noch mit Karl und ich wollte dich fragen, ob du mich nicht begleiten möchtest?“
„Hmm.“ Wohl fühlte ich mich bei der Vorstellung nicht.
„Komm, sag ja.“, bettelte er.
„Ich weiß nicht, Edward. Das sind doch alles Promis und solche Leute, irgendwie gehöre ich da nicht hin.“
„Aber du gehörst zu mir, Babe, Also, gib dir einen Ruck, bitte.“
„Ooookay, aber ich werde kein Wort sagen“, drohte ich.

Er ignorierte das einfach. „Prima, ich bin unterwegs zu dir. Zieh dir etwas Schönes an und dann machen wir uns auf den Weg. Ich freu mich auf dich, Bella. Bye.“

Er hatte schon aufgelegt. Etwas Schönes anziehen? Ich ging zum Kleiderschrank und betrachtete kritisch meine Kleidung. Wie definierte er schön? Ich wartete auf ihn und schon bald hört ich ein wildes Klingeln. Freude durchfuhr mich, als ich aufdrückte und an der Tür auf ihn wartete.

Er nahm die Stufen doppelt und nahm mich unaufgefordert in seine Arme , um mich zu küssen.
„Hi, Bella.“ Er sah mich an und küsste mich noch einmal, während er mich zur Türe schob und den Kuss vertiefte.
„Du bist aber leidenschaftlich“, lachte ich atemlos.
„Hmm, ich habe dich auch den ganzen Tag nicht gesehen. Also, was ziehst du an? Wir müssen gleich wieder los.“

Ich zerrte ihn zum Kleiderschrank. „Sag du es mir.“
Kritisch beäugte er meine Kleidung, entschied sich dann für ein schwarzes Lederkleid und schwarze Stiefel.
Ich grinste und verschwand im Badezimmer, um mich anzuziehen. Schnell schrubbte ich meine Zähne, kämmte meine Haare, die jetzt in wilden Locken herunter fielen und schminkte mich. Zufrieden beäugte ich mein Gegenüber und trat heraus. „Voila.“

Edward lächelte und nahm mich in die Arme. „Du bist wunderschön.“
Und schon entführte er mich zu einem Taxi, das auf uns zu warten schien.
Nach nur fünfzehn Minuten später hielt das Taxi vor dem Berkley Hotel. Verwundert stieg ich aus, nur um ihn fragend anzusehen. Doch er zuckte unschuldig mit den Schultern und zog mich Richtung Hotel weiter.

An der Rezeption meldete er uns an.
„Edward Cullen, ich bin mit Mr. Lagerfeld verabredet.“

„Ja, Mr. Cullen, Sie werden schon erwartet.“

„Danke.“ Er nickte ihr flüchtig zu und zog mich mit zum Restaurant.
Zügig ging er auf Mr. Lagerfeld zu, der ihn freudig begrüßte und mich schonungslos taxierte. Ich fühlte mich vollkommen fehl am Platz.
Um ihn herum saßen Models, deren Namen ich aus irgendwelchen Zeitschriften kannte. Sie alle begrüßten Edward freudig, betrachteten mich aber nur flüchtig. Er hielt mir einen Stuhl hin, auf dem ich fast versank und nahm neben ihm Platz.

„Karl, darf ich dir Bella Swan vorstellen?“
Er nahm seine dunkle Brille ab und musterte mich wieder so auffällig, dass ich mich total unwohl fühlte. „Bella? Ist das Ihr richtiger Name?“
„Nein, er lautet Isabella.“

Er legte seinen Kopf schief, während Edwards Hand beruhigend auf meinem Oberschenkel lag. „Isabella, das klingt melodisch. Ich mag Sie und auch Ihren Namen.“ Edward drückte zärtlich meine Hand und ich fühlte mich etwas sicherer.

Während ich den Unterhaltungen mehr oder weniger lauschte, bemühte ich mich verzweifelt, dieses japanische Essen einigermaßen würdevoll über mich ergehen zu lassen.

Wieso ausgerechnet japanisch? Die einzelnen Sushiröllchen klebten an meinem Gaumen, sodass ich kaum der Versuchung widerstehen konnte, das vor mir stehende Glas Weißwein hinunter zu kippen. Ich zwang mich, langsam zu trinken, doch als ich die Karaffe Wasser entdeckte, gab es kein Halten mehr für mich.

Und dann kam, was kommen musste. Gierig trank ich aus meinem Glas und verschluckte mich.
Ich griff nach meiner Serviette, hustete mir die Seele aus dem Leib und dachte, ich würde sterben. Ich röchelte, mein Kopf glich einer überreifen Tomate. Ich keuchte wie eine Sterbende, bis ich langsam wieder Luft erhielt.

Edward klopfte mir leicht auf den Rücken und sah mich besorgt an. „Geht es wieder?“
Ich nickte, meine Stimme war noch nicht in der Lage, sich zu artikulieren. Ein leises Kichern ließ mich erkennen, wie mich die Models belustigt betrachteten.

Peinlich berührt sah ich weg, auf den Rest des Dinners konnte ich  schlechtweg verzichten. Ich bemühte mich, besonders aufzupassen und es gelang mir auch. Edward grinste mich an und seine Hand lag auf meinem Oberschenkel, den er unaufhörlich streichelte. „Karl, ich denke, wir sollten aufbrechen. Es ist schon spät.“

Überrascht sah dieser auf seine Armbanduhr, welches sicherlich soviel kostete wie mehrere meiner Monatsgehälter zusammen. „Oh, schon halb zwei. Wir sollten heute das Dinner tatsächlich beenden. Bella, wie wäre es, wenn Sie Edward morgen hier während der Arbeit besuchen würden?“

Überrascht sah ich ihn an, doch er schien es ernst zu meinen.„Äh, danke, das ist sehr nett von Ihnen, aber störe ich da nicht?“
Er wischte meine Bedenken einfach fort und wir verabschiedeten uns.

Meine Füße brannten, als wir ins Taxi stiegen und meine Augen fielen mir fast zu. „Müde?“
„Hmm ja.“ Ich schlief schon halb, als wir endlich ins Bett fielen und ich mich an ihn schmiegte.

Er liebkoste mich, seine Hände glitten unablässig an meinen Schenkeln auf und ab, bis ich ihnen nachgab und mich in ihm verlor.

Edward bat mich am nächsten Tag, sobald ich konnte, zu ihm zu kommen. Ich war mir dessen nicht sicher, aber er wollte nichts davon wissen. Sodann schlug ich mich den ganzen Tag mit meinem neuen Arbeitskollegen herum, entwarf Pläne für die Entwicklung des Heimes und suchte Spender, die uns unterstützten.
Die Flyer brachte ich zur Druckerei und nach einem heftigen Disput mit diesem Emmett, fuhr ich vollkommen angepisst zu Edward.

Ich sah ihn nirgendwo im Hotel, aber die höfliche Empfangsdame schickte mich zu ihm. Ich blieb im Türrahmen stehen, sah ihn zum ersten Mal in Aktion. Er blickte in die Kamera, wedelte mit den Händen, gab Anweisungen und wenn die Models stöhnten, legte er sein charmantestes Lächeln auf und wies sie an, weiter zu machen. Alles verlief gut. Ich bewunderte ihn. Schon auf dem Schiff bewies er das gewisse Etwas für spezielle und besondere Momente, die er per Kamera festhielt, so auch hier.

In einer kurzen Pause lief ich leise auf ihn zu, übersah in meiner Vorfreude ein dickes Kabel und stolperte in seine Arme. Mit einem lauten Krachen brach der Stuhl entzwei, auf dem er  gerade saß und wir landeten auf der Erde.

„Huch, das tut mir so leid.“ Es war so schrecklich peinlich.
„Hallo Bella.“ Er grinste jetzt und küsste mich, nachdem er sich von dem ersten Schrecken erholt hatte. Ich drängte mich an ihn und genoss diese wunderschöne Begrüßung.

„Wir sollten aufstehen, meinst du nicht?“, schmunzelte er.
„Äh...ja, das sollten wir.“
Er sah mich erwartungsvoll, dann beugte er sich über mich. „Liebling, wenn du nicht aufstehst, kann ich es auch nicht.“ Er kicherte, als ich mit einem viel zu lauten `OH´ versuchte, mich zu erheben.

Er erhob sich, klopfte seine Hose sauber, setzte aber ein grimmiges Gesicht auf, als er den kichernden Frauen ins Gesicht sah. „Wagt es ja nicht, das kann passieren.“

Die verstummten sofort. „Okay, Edward, machen wir weiter?“
„Ja, in zehn Minuten.“

Er nahm meine Hand, erklärte mir alles und ich folgte gebannt seinen Ausführungen.

„Übrigens, Alice und du habt eine Einladung persönlich vom Meister, um die Modenschau zu sehen.“

Ich grinste und freute mich. Schnell schmiegte ich mich an ihn, die Zeit war ja viel zu knapp bemessen.
Er bat mich auf dem Stuhl Platz zu nehmen und so beobachtete ich ihn während seiner Arbeit. Ich fand ihn einfach faszinierend.

Es war schon dunkel, als wir das Hotel verließen und nach Hause fuhren. Voller Stolz erzählte ich Alice von der Überraschung und ließ dann bei dem Gekreische den Hörer fast fallen. Edward kicherte laut und frotzelte herum, lümmelte sich aber mittlerweile auf meinem Bett herum.
Seine Einladung war offensichtlich, denn er schien mich mit seinen Augen förmlich anzubetteln, sodass ich nur zu gerne nachgab und zu ihm auf das Bett kroch.

Der nächste Morgen kam viel zu schnell, denn durch unsere neuen nächtlichen Aktivitäten war ich morgens vollkommen erschlagen. Der Kerl schaffte mich, aber es machte mich glücklich.

Gott sei Dank, hatte ich frei und wir unternahmen einen Spaziergang durch den Hyde Park. Edward nahm mich wieder aufs Korn und er schaffte es, mit vielen Schmeicheleien, mich von meiner Befangenheit zu befreien.
Unendlich viele Bilder schoss er von mir und ich fand es einfach umwerfend, wie vertraut wir miteinander umgingen. Lachend und albernd tobten wir durch den Park, ungeachtet der vielen Passanten, die uns neugierig beobachteten. Wir waren frisch verliebt und jeder sollte an unserem Glück teilhaben.

Traurig verabschiedeten wir uns später voneinander und dann kam der härteste Nachmittag der Woche. Ich stritt lauthals mit Mr. Mc Carthy, da dieser den Flyer boykottierte. „Schwachsinn, Blödsinn, typisch Frau“,...waren noch die netten Bemerkungen.“

Wir wurden beide so unnachgiebig in unserer Haltung, dass mittlerweile eine Unterhaltung nicht mehr möglich war. Wir stritten permanent, was die Kids irgendwie belustigte. Wutentbrannt warf ich ihm einen Eimer Farbe hinterher, als er fröhlich pfeifend das sinkende Schiff verließ.

Diese Dumpfbacke! Aufgebracht holte ich mit Alice Edward ab, der angesichts meines Wutanfalls schweigend in meinen Mini stieg.

„Dieser neue Kollege von mir ist ein solcher Idiot. Ständig streite ich mich mit ihm. Alles, was ich vorschlage, unterminiert er, da es inkompetent sei. Tzz! Inkompetent!
Wisst ihr, was der heute gesagt hat? Derjenige, der das Pech hätte, mit mir Sex zu haben, müsste sich polstern, da ich ja nur aus Haut und Knochen bestünde und eine absolute Zumutung für einen richtigen Manns sei.
Hast du das gehört Edward? Das ist doch unverschämt oder?
Ich hasse ihn abgrundtief. Dieser Schönling, der hat gewiss ne Bilderbuchfamilie zuhause sitzen. Mama bringt ihm bestimmt die Pantoffel und das Bier, wenn er heimkommt.
Und außerdem, die Frau, die ihn ertragen muss, tut mir leid. Das scheint ein Tier zu sein, dieser...Idiot. Nichts im Gehirn, nur Muskelpakete, ein schönes Gesicht und bestimmt schieben ihm Mama und Papa das Geld nur so in den Hintern.
Typischer neureicher Schönling! Whoahh! Womit hab ich dieses Scheusal nur verdient!“

Edward und Alice grimelten sich an, ließen mich aber toben. „Was?“, motzte ich weiter.
„Du bist ja ganz schön in Fahrt“, stellte Edward vorsichtig fest.

Irgendwie hatte ich die Vermutung, er wollte etwas ganz anderes sagen, aber er unterließ es in Anbetracht meines Anfalls.

„Und wie, der benimmt sich wie ein Chef, kommandiert mich herum, versucht alles umzukrempeln, Himmel, auf so was verzichte ich gerne.“
Nur schwer ließ ich mich ablenken, aber sie überzeugten mich davon, ein Bier trinken zu gehen.
Wir gingen in einen Pub. Alice und ich waren häufiger hier und dort besprachen wir, was wir zur Rettung des Jugendheims unternehmen konnten.

Edward sah mich prüfend an. „Bella, wieso macht ihr keine Modenschau, wo die Kids sich unter die Models mischen würden? Ihr zeigt etwas, was Ungewöhnlich ist, was hier in London gerne angenommen wird. Ich habe Karl heute gefragt und er fand das Projekt interessant. Das eingenommene Geld würdet ihr erhalten, um das Jugendheim weiter auszubauen.“

Ich war sprachlos und Alice wibbelte wie ein Flummi auf und ab. Plötzlich verklärte sich ihr Gesicht, als ihr Handy klingelte und sie mit Jasper sprechen konnte. Wir waren abgemeldet und ich konnte mich mit diesem Gedanken vertraut machen, den mir mein Liebster vorschlug. Es schien mir unrealistisch, aber Edward ließ sich nicht umstimmen.

Morgen jedenfalls war diese große Modenschau. Edward beschwor mich, pünktlich zu sein und ich versprach es, denn Mr. Lagerfeld wollte mit mir die weitere Vorgehensweise besprechen.

Natürlich klappte es wieder nicht. Mein Chef berief eine Besprechung ein und erst in letzter Minute traf ich Zuhause ein. Edward warf mir einen verzweifelten Blick zu, ich schlüpfte
in eine schwarze Lederhose und einen braunen Pullover, der leicht ausgeschnitten war.
Glücklicherweise wurde ich rasch fertig und saß atemlos mit Edward und einer sich auflösenden Alice im Taxi. Er bat mich, nicht so nervös zu sein. Leichter gesagt, als wir dem Blitzlichtgewitter der Paparazzi ausgesetzt waren. Alice meisterte es mit Bravour und bei ihm eingehakt schritten wir zu unseren Plätzen.
Ich war so verkrampft, dass er sicherlich morgen blaue Male am Arm haben würde.

Er verabschiedete sich von uns und nahm seinen Platz als Fotograph ein. Verzückt betrachtete meine Freundin all die Prominenten um uns herum, die uns mehr oder weniger ignorierten. Jedes neue Modell kommentierte sie enthusiastisch und klatschte laut Beifall, als alles zu Ende war.

Die anschließende Party langweilte mich, da niemand Notiz von uns nahm. Alice dagegen schien sich einen Platz im Modehimmel zu ergattern, denn Herr Lagerfeld schien ganz entzückt von ihren Ideen und schleifte sie zu einigen interessanten Leuten.

Edward erklärte mir alles und ich blieb an seiner Seite. Die Models waren jetzt nicht mehr so angetan, denn sie scheinen ihn sehr zu mögen. Das kam mir bekannt vor, aber Edward blieb immer höflich und charmant und doch schien ihm so manche Bemerkung peinlich zu sein, denn er verkrampfte sich ab und zu in meiner Hand.

Es machte mich traurig, als er der Frage, ob ich seine Freundin sei, auswich. Aber er hatte sich mir auch noch nicht erklärt und übermorgen würde er wieder nach Amerika fliegen.

Ich wurde den restlichen Abend recht einsilbig und auch als wir im Bett lagen, war ich reserviert. Ich war verletzt und auf seine Frage hin, was mit mir los sei, stellte ich ihm die Frage, was ich ihm bedeute?
Er schwieg nachdenklich und sah mich forschend an. „Viel, Bella, du bedeutest mir sehr viel.“

Es wärmte mein Herz und ich gab mich damit zufrieden Vielleicht würde es sich noch entwickeln, denn wir waren unzertrennlich und liebten uns leidenschaftlich. Niemand wollte an den bevorstehenden Abschied denken.